Full text: [3 = Oberstufe, [Schülerband]] (3 = Oberstufe, [Schülerband])

223 — 
2. Der Mensch ist freigeschaffen, ist frei, 4. Und ein Gott ist, ein heiliger 
Und würd' er in Ketten geboren. Wille lebt, 
Laßt euch nicht irren des Pöbels Geschrei, Wie auch der menschliche wanke; 
Nicht den Mißbrauch rasender Thoren! Hoch über der Zeit und dem Raume webt 
Vor dem Sklaven, wenn er die Lebendig der höchste Gedanke. 
Kette bricht, Und ob alles in ewigem Wechsel kreist, 
Vor dem freien Menschen erzitiert nicht! Es beharret im Wechsel ein ruhiger Geist. 
3. Und die Tugend, sie ist kein 5. Die drei Worte bewahret euch, 
leerer Schall, inhaltschwer, 
Der Mensch kann sie üben im Leben; Sie pflanzet von Munde zu Mundel 
Und solls er auch straucheln überall, Und stammen sie gleich nicht von 
Er kann nach der göttlichen streben, außen her, 
Und was kein Verstand der Verstän- Euer Innres giebt davon Kunde. 
digen sieht, Dem Menschen ist nimmer sein Wert 
Das übet in Einfalt ein kindlich Gemüt. geraubt, 
Solang er noch an die drei Worte glaubt. 
Friedrich v. Schiller. 
208. Die Bürgschaft. 
1. Zu Dionys, dem Tyrannen, schlich 5. Und schweigend umarmt ihn der 
Möros, den Dolch im Gewande; treue Freund 
Ihn schlugen die Häscher in Bande. Und liefert sich aus dem Tyrannen; 
Was wolltest du mit dem Dolche? Der andere ziehet von dannen. 
sprich!“ Und ehe das dritte Morgenrot scheint, 
Entgegnet ihm finster der Wüterich. Hat er schnell mit dem Gatten die 
DBie Stadt vom Tyrannen befreien!“ Schwester vereint, 
Das sollst du ani Kreuze bereuen!“ heim Afendg Seh 
— Damit er die Frist nicht verfehle. 
2.Ich bin, n vn „zu 6. Da gießt unendlicher Regen herab, 
Und bitte nicht um mein Leben, Von den Bergen stürzen die Quellen, 
Doch willst du Gnade mir geben, Und de die Ströme schwellen. 
Ich flehe v um d Und er kommt ans uin wandern⸗ 
is ich die Schwester dem Gatten gefreit; 
eeeee ee te 
Ihn man du ich, erwurnen Des Gewölbes krachenden Bogen. 
3. Da lächelt der König mit me List 7. Und trostlos irri er an Ufers Rand; 
Und spricht nach kurzenn Bedenken: Wie wein er auch spähet und bliget 
Drei Tage will ich dir schenkenn Und die Summe, die rufende, schicket, 
Doch wissel wenn sie verstrichen die Frist, Dastößet kein Rachen vom sichern Strand, 
Eh du zurück mir gegeben bist Der ihn setze an das gewünschte Land, 
So muß er statt deiner erblassen; Kein Schiffer lenket die Fähre; 
Doch dir ist die Strafe erlassen. Und der wilde Strom wird zum Meere. 
4. Und er kommt zum Freunde: „Der 8. Da sinkt er ans Ufer und weint 
König gebeut, und fleht, 
Daß ich am Kreuz mit dem Leben Die Hände zum Zeus erhoben: 
Bezahle das frevelnde Streben; „O hemme des Stromes Toben! 
Doch will er mir gönnen drei Tage Zeit, Es eilen · die Stunden, im Mittag steht 
Bis ich ——3 dem Gatien gefreit; Die Sonne; und wenn sie niedergeht, 
So bleib du dem König zum ru Und ich kann die Stadt nicht erreichen 
vis ich komme, zu Üsen die Bande.““ So muß der Freund mir erbleichen.“ 
30
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.