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der Hafenstadt, um von dort über das Weltmeer zu uns nach
Deutschland zu reisen.
Mit Freude lieb ich mir alles erklaären. Ieh sah, wie hier
im afrikanischen Urwalde deutscher Fleiß und deutsche Tuchtig-
keit eine Arbeit tun, die auch uns in der Heimat zu gute kommt.
Dann nahm ich Abschied von Kalunde und ihren Eltern, führte
mein Pferd den Berg hinauf und ritt weiter, immer weiter durch
den schweigenden Wald. Missionsinspektor Trittelvita.
140. Der Tabak.
Der Tabak, ein Vetter der Rartoffel, ist wie sie aus Amerika
ũber das Meer zu uns gekommen, und gleieh ihr hat er sich ein-
zudrängen gewubt in dis Hütten des Armen und in des Königs
Palast. Und doch ist er ein gar sohlimmer Gesell, und gar mancher,
der geine Bekanntschaft zum erstenmal machte, weib ein Liedchen
davon zu singen. Ubelkeit, Schwindel, Erbrechen und Kopfschmer⸗
Gnd veine ereten zweifellaften Geschenke. Und gleichwohl können
jetzt viels nicht mehr den gefährlichen Patron entbehren; dem
Galehrten an seinem Schreibtische, wie dem Tagelöhner beiĩ seiner
Arbeit leistet er Gesellschaft. Ja, so mancher Gelbschnabel ist
ochk nicht der Rute der Schule entwachsen, da drüngt's ihn schon,
Vine Bekanntschaft zu machen. Und doch ist die Bekanntschaft
Gift; denn die DTabakstaude gehõrt zur Gesellschaft der Tollkrãuter;
sie ist eine Giftpflanze.
Einem folgenschweren Ereignisse, der Entdeckung Amerikas,
verdanton vir den Tabak und seinen Gebraueh. Als Ohristoph
Kolumbus 1492 in Cuba landete, san eêr mit Erstaunen, dab die
Eingeborenen dort die Blatter der PDabakspflanzæ zu Rõhren
wicrelten, das eine Ende anzundeten, das andere in den Mund
nahmen und nun den Rauch um siceh her bliesen. Und die
Europuer taten es bald nach und brachten die Sitte oder vielmehr
uitte des Tabakrauchens in ihr Heimatland. So können wir
mit Recht behaupten, dab wir dieses Stũck unserer Kultur den VWilden
verdanken. Fürsten und Gelehrte eiferten anfänglich gegen das
„ekelhafte Tabakrauchen“; selbst Papst Urban VIII. erlieb eine
Bulle gegen den Tabak, aber alles umsonst. Und heute bilden
Anbau, Verarbeitung und Verkauf des Krautes für Millionen von
Menschen einen Haupterwerbszweig.
Der LTabak verlangtb einen gut gedũüngten, tiefen, nicht nassen,
warmen Boden. Den Samen sat man im Frühjahr in Mistbeete
oder sonnige Gartenbeete. Mitte Mai etwa werden die jungen