s. Das liebe Elternhaus.
Nun stand er plötzlich auf, eilte nach Hause und gebot seinen Knechten,
die arme Witwe wieder ins Haus zurückzuführen. Aber sie war samt
ihren Kindern in den Wald gegangen und nirgend zu finden. Unterdes
war das Gewitter heraufgezogen, und es donnerte und fiel ein gewaltiger
Regen. Pohl aber war voll Unmuts und hatte keine Ruhe, wo er auch
ging, und wo er auch saß. Am andern Tage vernahm er, das kranke
Kind sei im Walde gestorben und die Mutter mit den andern hinweg—
gezogen. Da wurde ihm sein Garten samt dem Saale und dem Polster
zuwider, und er genoß nicht mehr die Kühlung des rauschenden Stromes.
Bald danach fiel er in eine Krankheit, und in der Hitze des Fiebers
vernahm er immer des Schilfes Gelispel und das Rauschen des Stromes
und das dumpfe Tosen des aufsteigenden Wetters. Also verschied er.
Friedr. Wolf Rrummacher.
Ein gut Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen.
Gast; weder Ruhe, weder Rast.
— Bõs Gewissen, böser
5. Das liebe Elternhaus.
46. Wenn du noch eine Mutter hast.
1. Wenn du noch eine Mutter hast, so danke Gott und sei zufrieden!
Nicht allen auf dem Erdenrund ist dieses hohe Glück beschieden. Wenn du
noch eine Mutter hast, so sollst du sie mit Liebe pflegen, daß sie dereinst ihr
müdes Haupt in Frieden kann zur Ruhe legen.
2. Sie hat vom ersten Tage an für dich gelebt mit bangen Sorgen, sie
brachte abends dich zur Ruh' und weckte küssend dich am Morgen. Und
warst du krank, sie pflegte dein, den sie mit tiefem Schmerz geboren; und
gaben alle dich schon auf, die Mutter gab dich nicht verloren.
5. Sie lehrte dich den frommen Spruch, sie lehrte dich zuerst das Reden;
sie faltete die Hände dein und lehrte dich zum Vater beten. Sie lenkte
deinen Kindessinn, sie wachte über deine Jugend; der Mutter danke es allein,
wenn du noch gehst den Pfad der Tugend.
4. Und hast du keine Mutter mehr, und kannst du sie nicht mehr beglücken,
so kannst du doch ihr frühes Grab mit frischen Blumenkränzen schmücken.
F. Hirts Deutsches Lesebuch. Ausg. S. III.