Full text: Erstes Lesebuch für die Mittelstufe (Teil 3, [Schülerband])

1. Habe Gott vor Augen und im Herzen! 
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plündert, wenn sie in dieser rauhen Jahreszeit von Haus und Hof verjagt 
worden wären! Großeltern, Eltern und Kinder blieben die ganze Nacht 
hindurch in der Stube bei einander auf und beteten beständig. Die Groß— 
mutter las aus einem alten Gebetbuche vor. In einem Gebet „zur Zeit 
des Krieges“ kamen die Worte vor: „Lieber Gott, baue eine feste Mauer 
um dieses Haus, daß kein Feind uns nahen kann!“ Da meinte der junge 
Bauer, der andächtig zugehört hatte: „Es ist aber doch gar zu viel vom 
lieben Gott verlangt, daß er so schnell eine feste Mauer um uns bauen soll!“ 
Die Großmutter aber glaubte fest: „Bei Gott ist kein Ding unmöglich. Ja, ja!“ 
Die Feinde kamen immer näher. Man hörte wildes Geschrei; Trommeln 
und Trompeten erklangen. Aber kein feindlicher Soldat kam in das Haus, 
so daß sich alle darüber wunderten. Die Nacht ging vorüber. Als sie sich 
nun des Morgens vor die Tür wagten, da hatte der Wind den Schnee 
hoch aufgetürmt vor dem Hause wie eine Mauer. Kein Feind hatte von 
der Straße aus das Hüttchen sehen können. Alle lobten und priesen Gott. 
Die Großmutter aber sagte: „Seht, so hat Gott doch eine Mauer aufgeführt, 
die Feinde von unsrer Wohnung abzuhalten. Ich bleibe dabei: 
Wer auf den lieben Gott vertraut, 
der hat auf keinen Sand gebaut.“ 
Chr. v. Schmid. 
Sei treu und wahr! 
55. Deulscher Rat. 
1. Vor allem eins, mein Kind: Sei treu und wahr! 
Laß nie die Lüge deinen Mund entweihn! 
Von alters her im deutschen Volke war 
der höchste Ruhm, getreu und wahr zu sein. 
Du bist ein deutsches Kind, so denke dran! 
Noch bist du jung, noch ist es nicht so schwer. 
Aus einem Knaben aber wird ein Mann; — 
das Bäumchen biegt sich, doch der Baum nicht mehr. 
3. Sprich „ja“ und „nein“, und dreh und deutle nicht! 
Was du berichtest, sage kurz und schlicht! 
Was du gelobest, sei dir höchste Pflicht! 
Dein Wort sei heilig; drum verschwend es nicht! 
Leicht schleicht die Lüge sich ans Herz heran, 
zuerst ein Zwerg, ein Riese hintennach; 
doch dein Gewissen zeigt den Feind dir an, 
und eine Stimme ruft in dir: „Sei wach!“ 
s. Hirts Deutsches Lesebuch. Ausg. B. IIL.
	        
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