Full text: Lesebuch für die Oberstufe (Teil 3, [Schülerband])

— 6i. Aus dem Wirtschafts-, Verkehrs- und Staatsleben. 
ringer an Geist als er, mit gröbter Kraft und Geschwindigkeit 
ausgestattet waren, und beschlob, ihre Gaben sich dienstbar zu 
machen. Er zwang das edle Pferd, ihm seine schnellen Glieder 
zu leihen. Auf dem Rücken dieses edlen Tieres thronend, 
dahingeführt mit Windeseile — welcher Fortschritt! Doch das 
Pferd trug nur den einzelnen, den kräftigen Mann; es galt auch, 
die Schwachen, Weiber und Kinder, und die Habe fortzuschaffen. 
Kamel und Elefant traten in des Menschen Dienst; durch ihre 
Größe wie durch die Sanftmut ihres Wesens waren sie dazu 
besonders geeignet; der trotzige Stier aber ward gezwungen, 
geduldig den beladenen Karren zu ziehen. 
Jetzt durehzogen Handelskarawanen die Länder und stellten 
einen friedlichen Verkehr zwischen weiten Landstrecken her; 
nicht minder aber stürmten auch Kriegerscharen wie eine Winds- 
braut über die Ebenen, um zu ernten, wo sie nicht gesãt 
hatten. 
Aueh das Meer blieb keine Schranke mehr; auf schwachen, 
kunstreich nach dem Bllde der Schwimmvögel gefügten Brettern 
nahm der kühne Mensch den Kampf mit dem wilden, launen- 
haften Elemente auf und ward sein Sieger. Aber dieser Kampf 
war schwierig, langwierig und wechselvoll wie kein anderer. 
WVohlberechnete Form, festgefugter Bau des Schiffes waren 
Grundbedingungen, Ruder, Steuer, Segel die Hilfsmittel zur sieg· 
reichen Führung des Kampfes. 
Jahrtausendelang blieb man auf diese Hilfsmittel beschränkt. 
Ein weiterer Fortschritt, eine Entdeckung neuer Nittel schien 
unmõöglich, und doch sind seitdem noch unendlich bedeutungs· 
volle Schritte gelungen. Nicht mehr die Naturkörper, sondern 
die Kräfte der Natur werden zum Dienste gezwungen: der Dampt, 
der stürmende, flüchtige, riesenstarke Sohn zweier Elemente, 
des Feuers und des Wassers, wurde dienstbar gemacht, und die 
Blitækraft, die Elektrizität, die gewaltigste und schnellste Tochter 
des Himmels, wurde eingefangen und in Dienst gestellt. Der 
Riese Dampf führt jetzt in rasender Eile den Menschen und 
seine Güter über den Erdball und durch das Weltmeer, und wie 
ein allgegenwärtiger Geist erzählt die Elektrizität unsere Ge- 
danken den fernsten Brüdern. Wenn jetzt ein Bũrger früherer 
Jahrhunderte aufstände und die schwer beladenen Wagenreihen 
auf den Schienen dahinfliegen sähe, welches Staunen würde ihin 
ergreifen! Nicht minder, wenn er trotz Sturm und Wogen-
	        
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