Full text: [Teil 5 = [7. - 8. Schuljahr], [Schülerband]] (Teil 5 = [7. - 8. Schuljahr], [Schülerband])

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längere Zeit im Lager, so wurde dort der Feldgalgen als Warnungs— 
zeichen aufgerichtet. 
Jedem Regimente und Fähnlein wird mit Zweigen seine Stelle ab— 
gesteckt Dann rücken die Truppen ein. Die Fahnen jedes Regiments 
derden in Reihen nebeneinander in die Erde gesteckt. Dahinter liegt 
die Lagerstätte des Fähnleins, je fünfzig Mann in einer Reihe, bei der 
Fahne der Fähnrich, in der Mitte der Leutnant, am Ende der Haupt— 
mann, hinter beiden die Zelte der Oberoffiziere und Beamten; der Feld⸗ 
scher neben dem Fähnrich, der Kaplan in der Nähe des Hauptmanus. 
Die Offhiere wohnen in Zelten, welche mit Stricken am Erdboden be— 
sefligt find Die Gemeinen bauen sich auf dem angewiesenen engen 
Raume ihre kleinen Hütten von Stroh und Brettern. Die Piken, Kurz-— 
spieße, Hellebarden, Partisanen und Standarten zeigen schon von weitem 
Rang und Waffe der Zeltbewohner an. In den Hütten hausen die 
Soldaten häufig zu zwesen oder vieren, bei ihnen Weiber, Buben und 
Hunde. So lagert Fähnlein an Fähnlein, Regiment neben Regiment 
uͤn großen Viereck oder Kreise. Das ganze Lager ist von einem breiten 
Raum umgeben, der zum Lärmplatz dient. Vor dem dreißigjährigen 
Kriege war es gewöhnlich, um das Lager eine Wagenburg zu schlagen. 
Dann wurden die Train und Bagagewagen in doppelter oder mehr— 
facher Reihe aneinander geschoben und mit Ketten oder Klammern zum 
ersten Viereck oder Kreis verbunden, die notwendigen Ausgänge frei— 
gelassen. Dieser Brauch war veraltet. Nur selten umschließen die Wagen 
das Lager. Man ist bemüht, dasselbe durch Graben, Wall und die 
han zu decken. An den Ausgängen sind Lagerwachen, außer— 
alb des Sagers werden Reitertrupps oder eine Postenkette von Mus— 
lelieren oder Schützen aufgestellt. Vor dem Zelte jedes Fähnrichs steckt 
die flatternde Fahne im Boden. Daneben liegt eine Trommel der Kom— 
panie. Ein Musketier hält Wache, die brennende Lunte in der Hand, 
die Muskete wagerecht auf die Gabel gestützt. 
In solchem Lager hauste das wilde Volk in zügellosem Haushalt, 
auch in Freundesland eine unerträgliche Plage der Umgegend. Die 
Landschaften, Städte und Dörfer mußten Holz, Stroh, Lebensmittel und 
Futter herbeischaffen, auf allen Wegen rollten die Lastwagen herzu, 
burden Herden Schlachtvieh angetrieben. Schnell verschwanden die 
nächsten Dörfer vonn Erdboden. Alles Holzwerk und Dachstroh wurde 
bon den Soldaten abgerissen und zum Bau der Hütten verwendet, nur 
die zertrümmerten Lehmwände blieben zurück. Die Soldaten und ihre 
Buben strichen plündernd und stehlend in der Umgegend umher, die 
Malletender fuhren mit ihren Karren ab und zu. Im Lager aber 
drängten sich die Kriegsleute vor ihren Hütten und auf den Plätzen zu⸗ 
sammen. Unterdessen kochten die Weiber, wuschen, besserten Kleider aus 
lind haderlen untereinander. Häufig war Tumult und Auflauf, ein 
Kanpf mu blanken Waffen, eine blutige Unthat, Schlägereien zwischen 
den verschiedenen Waffen und Nationen. 
Die Muttersprache, Ausgabe in 5 Teilen. V 
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