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Theile nicht die Beute vor dem Siege. — Trau, schau', vem? — Untreus
zehlägt den eigenen Herrn. — Viel Naschen macht leere Taschen. — Viele
EHunde sind des Hasen Tod. — Voller Baueh studirt nicht gern — MNllige
Herz macht leichte Fusss. — Vonn man die Saiten zu hoch spannt, springen
sie. — Vo kein Rger ist, da ist auch kein Richter. — Vomit man um-
gebt, das hüngt Vinem an.
Der Frosch geht wieder in den Pfubl und süss' er auch auf goldnem
8tubhl. — Vur Andrer Wohl zu leben, dies sei stets dein Bestrebenl
Frohsinn, Massigkeit und Ruh schliesst doem Arzt die Thüre zu. — Lass
nie dem Mussiggang dir deine RKraft verzehren, der Faule erntet Schimps
der Pleiss ge kommt zu Ehren. — Rede wenig, aber wahbr; vieles Reden
bringt Gefahr. — Tanzen, Rartenspiel und Mein reissen grosso Häuser
ein. — Verachte keinen Peind, so schlecht er immer scheint. — Ver Böses
zieht und hindern kann, und thut es nicht, ist Schuld daran. — MWas ich
denke, was ich thu', trau ich auch den Andern zu.
236. Der Bergmannsgruß.
Das Glöcklein klingt, der Morgen graut, da wird's im Bergmannshüttchen
laut; denn ruft die Arbeit, ruft die Schicht, da säumt der brave Bergmann nicht.
Er springt vom Lager wohlgemuth — denn rüstig stets ist Bergmannsblut.
Schnell ist der Kittel angethan, und seine Blende stedt er an, den Riegel löst er
von der Thür, und steht schon auf der Schwelle schier; da wirft noch einmal er
den Blick auf seiner Hütte stilles Glück. Wie ruhn sie süß, die lieben Kleinen, die
ihn im Schlaf zu grüßen scheinen; es flüstert in dem engen Raume, als sprächen
sie zu ihm im Traume:
Vater, Glüc auf!
Steig' nur hernieder;
44 du dann wieder.
Eilen wir dir entgegen im
auf —
Vater, Glück auf!
Da treibt's ihn fort; ein mächtiges Verlangen, das theure Weib, die Kinder
zu umfangen, wenn er zurückkehrt von dem schweren Werke, giebt Muth dem
Herzen und den Gliedern Stärke. Er tritt hinaus; noch schweigend ruht die
Flur, im heilgen Dunkel schlummert die Natur, der Vogel selbst regt nur die
raschen Schwingen, wenn Furcht, wenn Hoffnung ihn im Traum umfingen; da
glaͤnzt herauf am fernen Horizonte, den noch sein Auge nicht erreichen konnte,
tin lichter Streif, und wie ein leises Ahnen bricht sich ein Schimmer siegend seint
Bahnen. Des Himnmmels Pforten thun sich auf im Morgen, und hocherrbthend
triti, noch halb verborgen, Aurora in die nachtbedecte Welt, die noch der
in seinen Armen hält. Gleich Fackeln flammt's an Bergeshöhn empor, der Himme
schwimmt in einem Feuerregen, und wie ein wunderreiches Meteor tritt bald die
Sonne auf die Bahn voll Segen.
Glud auf, du holdes Sonnenlicht,
Sei innig mir gegrüßt!
Der achtet deiner Strahlen nicht,
Der täglich sie genießt.
aber steige Ta Ta
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Und angestrahlt vom jungen Sonnenlicht eilt er entgegen der willkommnen
Pflicht. Nicht einsam mehr, es mehrt sich auf den Wegen, Bergleute sind's die
sich geschäftig regen, und von den Höhen iönt das Echo wieder den Morgengruß,
den Feierklang der Lieder.
ebenbllber m
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