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von Augustusburg, Olbbernhau und Grünhain werden Millionen von Schachteln
Kästen, Tellern, Quirlen, Ruhrlöffeln, Mulden, Schaufeln, Kuchenschiebern ꝛc.
besonders aber in und um Seifen die zahllosen Doschen, Nadelbüchsen, Pfeifen
Biolnen und Hadebreter, Figuren aus der Thier- und Menschenwelt, Spiele,
Bauhblzer zu Gärten, Häusern, Vorwerken, Burgen und Staädten, und sonst
noch eine Menge klingendes, quiekendes, bellendes und knarrendes Spielzeug ge⸗
fertigt, das man unter dem Namen Seifner Waare Frachtwagen voll auf
unsere Murkte, am meisten nach Nürnberg fährt, ja über Hamburg sogar in die
sernsten Welttheile verschifft. Von einem Artilel werden oft viele tausend
Eut auf einmal verladen, und die Fälle sind nicht selten, daß ein Hamburger
Faufmann 10 bis 12,000 Dutzend Nadelbüchsen, 2 bis 3000 Dutzend Schach⸗
in ni Häausern rc. bestellt. Die Entstehung dieser Fabrik, welche viele hun⸗
det Menschen beschaftigi, fallt ins 16. Jahrhundert; doch lieferte sie bis vor
etwa 100 Jahren, nebst Hemdenknöpfen, Tellern, Spinnrocken ꝛc., blos wenige
Sorten plumpes Spielzeug, das mit dem jetzt so niedlichen und mannigfachen
nicht zu vergleichen ist. Nur Buchen, Ahorn, Tannen und Fichten taugen dazu.
Vil Waare wird geschnitzelt, weit mehr mit Hilfe des Wassers gedreht; denn
durch die meisten Stuben gehen kleine Kanäle, welche die Drehbänke in Bewegung
setzen. In Seifen giebt es fast kein Haus, wo nicht entweder Jahr aus, Jahr
ein, oder en im Winter und an Feierabenden die Drechselbank schnurrt.
In einer Sube arbeiten oft s — 10 Drechsler, während Weiber und Kinder
malen, schnitzeln, leimen, zusammensetzen, ausstopfen ꝛc. Jahre, ja wohl lebens⸗
lang fertigt eine Person täglich dieselbe Sache ein Drechsler z. B. Schäfchen,
n anderer Raderchen, ein dritter Pfeifchen. Nur dadurch sind die geringen
Pleise dieser Waaren möglich, wobei der Fleißige dennoch wöchentlich mehrere
Thaler verdienen kann. Engelhardt.
93. Der Weinbau.
Karl der Große brachte aus Frankreich die ersten Reben an den grüuen
deutschen Rhein, nach Rüdesheim, unweit jenes sagenberühmten Mäusethurms
des Enzbischofs Hallo, und jetzt stehen die Berge am Rheine voll Reben bis an
den Gipfel; hochgeehrt in aller Welt ist der Rüdesheimer, der Johannisberger,
der Scharlachberger, Asmannshäuser, Markobrunner Hochheimer, Niersteiner
Und die Vebfrauenmilch von Worms, und in allen deutschen Ländern erklingt
das Lied: „Am Rhein, am Rhein, da wachsen unsere Reben!“ Daneben können
freilich die Neckar-⸗, Elb⸗ und Mainweine nicht recht aufkommen; indeß ist der
Steinwein bei Würzburg einer der Frankenweine, der's mit dem Rheinweine
wohl aufnimmt. Ist's bdoch, als ob in den weintrinkenden Völkern ein regeres
geistiges Leben pulsire, als da, wo der Biergeist, oder gar der Fuselgeist des
Allohol herrscht! Und welche Thätigkeit, welcher JZubel herrscht auf den grünen⸗
den Kecbenhugeln! Da wird im Frühsahre der Weinstock behact, gesenlt und
geschnitten und an die schützenden Pfähle gebunden. Wie die Kinder pflegt der
Winzer seine Reben und alhmet freier auf, wenn nur Pancratius und Servatius
die shlimmen Weinmörder, erst vorüber sind. Wenn dann auch die Bluthe
glucklich vorubergegangen und die wilden Triebe ausgebrochen sind, wenn erst die
glühende Sommersonne die Trauben gereift hat — dann tragen im Spãtherbste
die Winzer in ihren Butten jubelnd den reichen Segen in die Kelterhaäuser und
Zreffen den süßen Most aus den durchsichtigen Trauben. Während der zu weißem
Wane bestimme Most abgefüllt wird, gähren die rothen Weine auf den blauen
ed vobl bo ni Heidelbeeren oder Blauholz roth gefärbt In