Full text: Lesebuch für die Oberklassen der Elementarschulen in Elsaß-Lothringen

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Römische Geschichte. 
dann dadurch seine Kassen zu füllen, daß er reiche Männer hinrichten und 
ihr Vermögen einziehen ließ. Schließlich fiel er einer Verschwörung von 
Prätorianeroffizieren zum Opfer. 
Claudius Prätorianer erhoben zum Kaiser Claudius, den Bruder des 
Germanikus, der bisher wegen seines linkischen und schüchternen Wesens 
immer Zurücksetzung erfahren und sich in der Zurückgezogenheit historischen 
Studien hingegeben hatte. Unter ihm erfuhr das Reich eine wesentliche 
Ausdehnung durch den Beginn der Eroberung Britanniens; zugleich 
wurde Mauretanien zur Provinz gemacht. Aber er war von seiner 
Umgebung völlig abhängig: von mehreren seiner Freigelassenen, welche die 
Verwaltung fast selbständig leiteten, und von seiner sittenlosen Gemahlin 
Messalina. Nachdem diese hingerichtet worden war, gewann die 
jüngere A g r i p p i n a , des Germanikus Tochter, die Hand ihres Oheims. 
Sie brachte aus ihrer ersten Ehe einen Sohn, Domitins Nero, mit, 
dem die herrschsüchtige Frau mit allen Mitteln den Thron zu verschaffen 
suchte; sie verheiratete ihn mit des Claudius Tochter Oktavia, während 
dessen Sohn Britannikus beiseite geschoben wurde. Im Jahre 54 wurde 
auf ihr Anstiften Claudius vergiftet. 
54^68 Nero, der nunmehr mit Hilfe des Gardepräfekten Burrus erhoben 
wurde, war noch nicht 17 Jahre alt. Sein Erzieher war der Philosoph 
Seneka gewesen; beide Männer beeinflußten ihn in den erften Jahren 
seiner Regierung, die im allgemeinen glücklich verliefen. Bald aber ergab 
er sich den zügellosesten Leidenschaften: er ließ zuerst feinen Stiefbruder 
Britannikus, dann seine Mutter Agrippina ermorden; von seiner Gemahlin 
Oktavia schied er sich und ließ sie töten, um Poppäa Sabina zu heiraten. 
Im Anschluß an die Aufdeckung einer Verschwörung wurde Seneka genötigt 
sich selbst den Tod zu geben. 
Nunmehr taumelte Nero von einer Auftegung und Ausschweifung 
zur anderen, während er zugleich als Dichter und Sänger, ja als Wagen- 
lenker auftrat und unter anderem eine Kunstreise nach Griechenland machte. 
Die vornehme Jugend Roms entfernte sich meist von der ernsten Arbeit am 
Staate; Zirkus und Bühne traten im öffentlichen Leben der Zeit an die 
Stelle des Forums, die Helden des Wagenrennens und Schauspieler an die 
Stelle der Helden des Schlachtfeldes und der Führer des Senats; man 
dilettierte gern mit Pinsel und Stift, in Versen und Gesang. Von solchem 
Geiste war Nero erfüllt, der bis zum Cäsarenwahnsinn in seine selbstge- 
schaffene Rolle sich vertiefte. Der große B r a n d R o m s , der im Jahre 
64 sieben von den vierzehn Stadtbezirken Roms schwer mitnahm und den 
man ihm, wohl ungerechterweise, zur Last legte, gab ihm Gelegenheit zum
	        
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