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ie Übertragung eines Auges, d. h. einer Knospe nebst angrenzendem
Nindenstück, auf den Stamm eines Wildlings. Hierbei schiebt man
das schildförmig ausgeschnittene Stück in einen t-förmigen (T) Ein—
shnitt des Wildlings. Durch Umbindung mit Bast wird die erstere
sum innigen Verwachsen mit letzterm gebracht. Man führt dieses
berfahren gewöhnlich im Frühjahr aus und nennt es dann „Oku—
leren auf das treibende Augen, weil sich das Auge in demselben
hahre zu einem Zweige entwickelt. Das Olulieren auf das schlafende
luge geschieht im Spätsommer; das Auge ruht im Winter und
neibt erft im folgenden Frühlinge.
Kraß und Landois.
8. Es regnet.
1. Es regnetl Gott segnet die Erde, die so durstig ist, dab
hren Dienst sie bald vergibt. O frischer Regen, du Gottessegen!
2. Es regnetl Gott segnet den hohen Baum, den kleinen
Srauch und all die tausend Blumen auch. O frischer Regen,
lu Gottessegen!
3. Es regnet! Gott segnet, was lebt und webt in der weiten
Nelt; für jedes Tier ein Tropfen fällt. O frischer Regen, du
bottessegen
4. Es regnetl Gott segnet die Menschen alle väterlich; sein
ninalstau erquiekt auch michl O frischer Regen, du Gottes-
Len!
Luslin.
9. Der Wald.
Wenn der Wanderer nichts erblickt als weite Ebenen ohne
Baum und Busch, so ermüdet sein Auge bald; aber mit Wohlge—
sfallen ruht sein Blick auf den waldigen Höhen, die er in der Ferne
austauchen sieht. Nichts kann eine Gegend mehr verschönern als der
Bald. Kühn steigen die Stämme der Waldbäume gleich schlanken
Sãulen empor; ihre Wipfel und ihr Gezweig bilden den luftigen
Bogen, und wie ferne Musik rauscht das Wehen des Windes im
Valde. Aus Moos und Blumen duftet es, und durch das zitternde
Laubdach schwanken die Strahlen der Sonne.
Der Nadelwald freilich ist einförmiger und schmuckloser als der
Laubwald. Die Slamme der Nadelhölzer steigen kerzengerade in die
döhe; ihre Zweige stehen regelmäßiger als die der Laubhölzer; auf