Full text: Lesebuch für die Oberklassen der Elementarschulen in Elsaß-Lothringen

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mit einem erquicklichen Mahle, wie in der Geschwindigkeit es aufzu⸗ 
iben van Jn e er uni Statthalter und bat ihn um die Guade, 
he seine dandsleute behalten dürfe. Anton,“ sagte der Statthalter, 
nn hab ih h es abgeschlagen ?“ Ieht lef er in der Sladl 
und suchte für diejenigen, die in seinem Hause nicht Platz hatten, 
die besten Quartiere aus. Jetzt musterie er die Gäste, einen nach dem 
indern: Herr Landsmann,“ sagte er zu einem, „mit eurem Weißzeug 
sieht es windig aus, ich werde noch für ein halb Dutzend neue Hemden 
Atgen; ihr braucht auch ein neues Röcklein sagte er zu einem andern; 
elres kann noch gewendet und ausgebessert werden,“ zu einem dritten 
imnd so zu allen; und augenblicklich burde zugeschnitten, und alle sechs 
nd zwaͤnzig Gesellen arbeiteten Tag und Nacht an Kleidungsstücken für 
ine werthen rheinländischen Freunde. In wenigen Tagen waren alle 
lien oder anständig ausstaffirt. 
Ein guter Mensch, auch wenn er in Nöthen ist, mißbraucht niemals 
remde Gutmüthigkeit, deßwegen sagten zu ihm die Rheinländer: „Herr 
Landsmann, verrechnet euch nicht! ein Kriegsgefangener bringt keine 
Münze mit, so wissen wir auch nicht, wie wir euch für euere großen Aus⸗ 
hen parden schadlos halten können und wann“ — Darauf erwiderte 
der Schueider: „Ich finde hinlängliche Entschädigung in dem Gefühl, 
kuch helfen zu können. Benützt Alles, was ich habe, seht mein Haus und 
meinen Garten als das Eurige an!“ So kurzweg und ab, wie ein Kaiser 
ider König spricht, wenn, eingefaßt in Würde, die Güte hervorblickt; 
denn nicht nur die hohe fürstliche Geburt und Großmuth, sondern auch 
die liebliche häusliche Demuth gibt, ohne es zu wissen, bisweilen dem 
derzen königliche Sprüche ein. — Jetzt führte er sie, freudig wie ein 
in der Stadt bei seinen Freunden herum und machte Staat mit 
nen. 
Hier ist nicht Raum genug, alles Gute zu rühmen, was er seinen 
Freunden erwies. So sehr sie zufrieden waren, so wenig war er es; jeden 
Tag fand er neue Mittel, ihnen den unangenehmen Zustand der Kriegs⸗ 
gefangenschaft zu erleichtern und das fremde Leben in Asien angenehm zu 
machen. War in der lieben Heimath ein hohes Geburts⸗ oder Namensfest, 
8 burde am nämlichen Tage von den Treuen auch in Asien mit Gast⸗ 
mahl, mit Vivat und Freudenfeuer gehalten, nur etwas früher, weil dort 
die Uhren anders gehen; kam eine frohe Nachricht von dem Vorrücken 
und den Siegen der hohen Verbündeten in Deutschland an, der Schneider 
ar der erste, der sie wußte und seinen Kindern — er naunte sie nur 
noch seine Kinder — mit Freudenthränen zubrachte, darum, daß sich ihre 
Erlösung nahete. Als einmal Geld zur Unterstützung der Gefangenen aus 
dem Valerlande ankam, war ihre erste Sorge, ihrem Wohlthäter seine 
Auslagen zu vergüten. Kinder,“ sagte er, „verbittert meine Freude nicht.“ — 
Vater Egetmaier,“ sagten sie, „thut unserm Herzen nicht wehe.“ Also 
machte er ihnen zum Auschein eine kleine Rechnung, nur um sie nicht zu 
belnben. und um das Geld wieder zu ihrem Vergnügen anzuwenden
	        
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