Full text: [Teil 3 (6., 7. & 8. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 3 (6., 7. & 8. Schuljahr), [Schülerband])

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Kreises allseitig durchbrochen. Die fleißigen Bewohner desselben, 
welche sich ihre deutsche Biederkeit und angestammte Sitte treu 
bewahrt haben, werden das mit Freuden begrüßen und manchen 
Vorteil daraus ziehen. 
Die Namen der Städte Frankenberg und Frankenau 
jenseits der östlichen Grenze des Kreises erinnern an die Nieder— 
lassungen der maͤchtigen Franken. In Westfalen, dem nörd— 
lichen und westlichen Grenzlande, wohnten die Sachsen. So 
mögen denn die hartnäckigen Kämpfe zwischen beiden Stämmen 
teilweise auch in den stillen Thälern des Kreises Biedenkopf statt⸗ 
gefunden haben. Balttenfeld wird als Schlachtfeld im Jahre 
778 bezeichnet und Dodenau als Begraͤbnisplatz der dort zahl⸗ 
reich gefallenen Krieger. Eine andere Saͤge bringt Schloß Wittgen— 
slein, dicht an der Westgrenze des KRreises, in Zusammenhang 
it dem Namen des tapferen Sachsenherzogs Wittekind und 
laͤßt diefen Helden aus einem in dem Schlosse aufbewahrten Stein⸗ 
becken die christliche Taufe empfangen. 
74. 
Der Hühnerhabicht. 
Warum richten sich die Blicke der Leute, die gerade auf dem 
Markiplatze sind zum Turme der Kirche empor, der so hoch in 
die Luft ragt? Deutlich sieht man ja auf einem Vorsprunge des⸗ 
selben einen großen Vogel, der einen kleineren unter seinen Klauen 
haͤlt und mit seinem Schnabel unbarmherzig zerfleischt. Viele 
kennen den bösen Gesellen gar wohl, der sich dort oben ihren 
Bucen zeigt; es ist der Hühnerhab icht, einer der gefährlichsten 
unserer deutschen Raubvogel. Bald hat er seine Gier gestillt; in 
schnellem Fluge rauscht er, den langen Schwanz etwas ausgebreitet 
n dannen, um sich neue Beute zu suchen. Seine Jagd gilt 
borzugsweise den Vögeln, doch mussen auch kleinere Saäugetiere 
unler seinen scharfen Krallen verbluten. Voll Mordgier stößt er 
auf den furchtsamen Hasen, erhebt keck das bissige Wiesel vom 
Boden und nimmt erbarmungslos das schlummernde Eichhörnchen 
von seinem Reisigneste weg. 
Ist der Habicht hungrig, was freilich meistens der Fall, oder 
ist er durch angere Versolgung hitzig geworden, so vergtßt er jede 
Nucksicht. Er jagt der sich flüchtenden Taube bis in das Innere 
des Hauses nach uͤnd greift nach dem gefangenen Vogel im Bauet. 
Bei der u; und Kuͤhnheit des mordgierigen Raͤubers ist es 
erklärlich, daß Todesangst alle schüchternen Tiere ergreift, wenn 
er erscheint. Sobald er sich in weiter Ferne zeigt, entsteht Aufruhr
	        
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