Full text: [Teil 3 (6., 7. & 8. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 3 (6., 7. & 8. Schuljahr), [Schülerband])

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Lärm springen sogleich alle nahen Pferde herbei und stürmen 
wütend gerade auf die Wölfe ein. Diese werden dann durch den 
unerwarielen Angriff erschreckt und ziehen sich leise ein wenig 
zurücke Indes dauert die Aufregung unter den Pferden sort, 
und die ganze Herde drängt sich im Sturmlauf der gefähr— 
deten Stelle zu. Die Mütter schreien nach ihren Jungen; diese 
lrahen hinter den Ällen her und suchen Schutz im dichtesten Haufen. 
Fuhlen sich die Wolfe an Zahl flatk, und peinigt sie der Hunger. 
so beichen sie nicht vollig, nähern sich hier und da wieder und 
erhaschen vielleicht ein Junges, das täppisch und schreiend mit der 
Multer herbeilief. Diese gerät außer sich und springt mitten unter 
die Wölfe, um ihr Kind zu retten, allein vergebens. Bald hängen 
auch ihr ein paar von den hungrigen Räubern an der Kehle und 
reißen sie nieder. Aber nun zögern die Pferde auch nicht länger. 
Die Muͤlter nehmen ihre Jungen in die Mitte und sprengen wild 
auf die Wölfe ein, so daß mancher von den Hufschlaͤgen getroffen 
zu Boden finkt. Die andern Pferde aber bleiben außerhalb des 
Kreises und umtoben ihn schnaubend mit wallender Mähne und 
hoch erhobenem Schweife. Wo sie einen Wolf im Grase schleichen 
sehen, da springen sie gegen ihn und schlagen ihn mit den Vorder⸗ 
füßen nieder. Man denkt bei uns, die Pferde hatten ihre Haupt⸗ 
traft in den Hinterfüßen; allein dies ist keineswegs der Fall. 
Vielmehr gebrauchen sie allemal zum Angriff die Vorderfüße und 
nur bei der Verteidigung die Hinterfuße. Zuweilen genügt ein 
einziger Schlag mit den Vorderhufen, um den Feind zu töten; 
zuweilen aber wird derselbe nur betaubt; alsdann packt ihn das 
Pferd mit den Zähnen im Nacken und schleudert ihn durchs Gras 
der Herde zu, die ihn bald völlig zu Tode tritt. Indessen kommt 
es auch vor, daß ein ungeschicktes Pferd den Wolf beim Ein⸗ 
springen verfehlt. Wehe ihm! In weniger Zeit, als ein Pferde— 
wiehern dauert, liegt es mit herausgerissener Kehle am Boden. 
Wenn die Pferde geschickt sind, so ist es der Wolf nicht weniger, 
und er weiß seine Zeit abzupassen wie der di 
„Diese großen Schlachten der Wölfe und Pferde entspinnen 
jedoch nur selten und immer gegen den Willen des Wolfes, 
ein seine Kampfführung besteht mehr in überlistung. Er ver— 
fährt dabei nicht weniger schlau als Meister Reineke. Um die 
Slellung der Horde auszukundschaften, kommt er ganz leise und 
vorsichtig durchs hohe Gras geschlichen und zwar gegen den Wind, 
denn er weiß recht gut, wie unangenehm den Pferden sein Geruch 
ist. Bald entdeckt er nun auch ein Pferd, das mit seinem kleinen, 
zierlichen Füllen etwas abseits weidet Wohl hütet er sich 
edoch, sogleich spornstreichs hervorzubrechen; er fällt nicht mit der 
Thur ins Haus. Leise und allmaͤhlich nähert er sich dem Füllen, 
dessen Bewegungen er sogar nachahmt. Wenn sich das Junge er—
	        
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