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300 Bürger, die Hälfte seiner Häuser lag in Schutt und Asche;
die Bande der Ordnung und des Gesetzes waren fast ganz aufge—
löst. Da unternahm es der Kurfürst, sein Land zu einem wohl⸗
geordnelen, unabhängigen und angesehenen Reiche zu machen, und
mit Einsicht und Kraft ging der 20jährige Regent an die Lösung
dieser Aufgabe. Zunächst gründete er ein eigenes, wenn auch
kleines, siehendes Heer. An der Spitze desselben stand der be⸗
hnle Derfflünger, der aus einem Schneidergesellen, welcher
ncht einmal bei Tangermünde das Fahrgeld über die Elbe be⸗
zahlen konnte, ein Feldmarschall geworden war.
Friedrich Wilhelm hatte in Holland, wo er mehrere Jahre
seiner Jugend zubrachte, das Gedeihen eines durch rastlosen Fleiß
hoch emporgekommenen Landes und Volkes kennen und bewundern
gelernt. Darum suchte ex vor allem den Ackerbau zu fördern,
ndem er den verarmten Landleuten Korn, Ackergerät und Vieh
übergab. Jeder, der es vermochte, mußte an seinem Hause einen
Garlen anlegen. Kein Landmann durfte heiraten, wenn er nicht
mindestens sechs Obstbäume veredelt und sechs junge Eichen an⸗
gepflanzt hatte. Es entstanden neue Straßen und Kanäle zur
Zorderung des Handels, und die exsten Posten wurden einge⸗
richlel. Auch zog der Kurfürst eine Menge fleißiger Bürger aus
Blemen, aus Holland und aus der Schweiz herbei; 20 000 um
ihres Glaubens willen aus Frankreich Vertkriebene nahm er auf
Und gewann mit diesen fleißigen, tüchtigen Unterkhanen einen
großen Segen für sein Land. — Ferner war sein Bestreben dar—
aäuf gerichtet, Einheit und Zusammenhang in die Verwaltung
der verschiedenen Landesteile zu bringen; und da ihm dies gelang,
so wird er vorzugsweise der Gründer des preußischen
Staates genannt.
Wir müssen seine Sorge für das innere Wohl des Landes
um so mehr an ihm bewundern, da er noch beständig in mancherlei
Kriege verwickelt war. So beteiligte er sich an dem Kriege, der
zwischen Polen und Schweden entstand, und mit Hilfe seines
apferen Heeres, sowie durch kluges Verhandeln mit den krieg⸗
führenden Mächten gelang es ihm, als unabhängiger, erblicher
Herzog „von Preußen“ anerkannt zu werden und so die Provinz
u erwerben, die später seinem Reiche den Namen geben sollte. —
Später, als Ludwig XIV., König von Frankreich, ungerechterweise
in die Niederlande eingefallen war, mußte er gegen diesen einen
Feldzug an dem Rhein unternehmen. Aus Rache bewog Ludwig
die Sweden, daß fie das Brandenburger Land mit Krieg über—
Und 1674 von Pommern und Mecklenburg aus in die
ark einfielen. Die nhrn Soldaten plünderten die Dörfer,
berwuftelen die Saaten, trieben das Vieh weg und erpreßten von
den Einwohnern Geld durch die abscheulichsten Martern. Doch