Full text: [Teil 3 (6., 7. & 8. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 3 (6., 7. & 8. Schuljahr), [Schülerband])

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beginnen nun plötzlich zu laufen, daß man lich felt im Sattel 
halten mub, um nicht herausgeschleudert zu werden. Kommen 
fie dann zum Brunnen, so drängen fie fich wie ralend an das 
Waller heran, und eins fucht das andere durch ablcheuliches 
Gebrũll zu vertreiben. 
Wenn man ein ruhig stehendes Kamel ansieht, wird man 
sich sehwerlich denken, daß dieses Tier an Sehnelligkeit 
falt mit dem Pferde wetteifern kann; und doch ilt dies der 
EFall. Sogar sehwer beladene Lastkamele legen bei gewöhn- 
lichem Schritt in fünf Stunden drei deutsehe Meilen zurück 
und gehen in dieler Weile von morgens fünk Uhr an bis abends 
sieben Uhr ohne Unterbrechung fort; gute Reitkamele aber 
können bequem den dreifachen Raum durchlaufen. 
Mit Unrecht gelten die Kamele als sanftö, gutmütige 
Tiere; sie sind im Gegenteil dumm und in hohem Grade bot- 
haft, obwohl sie sich leicht unter das Joch der Menschen 
beugen und seine Herrschaft anerkennen. Das Kamel ilt un- 
zweifelhaft das nützlichste aller Haustiere in Afrika; aber es 
ist das unliebenswürdigste, dümmlste, störriglte Gelchöpf, wel— 
ches man lich denken kann. 
In dex MWülte ist der Samum der schlimmste Peind 
der Kamele. die wittern diesen giffthauchenden Wind schon 
Stunden vor seinem Ausbruch. Die furchtbare Schwüle, welche 
dem Sandsturm vorausgeht, wissen auch sie zu deuten; sie werden 
ängstlieh, sehen, wild und störrig und traben trotz der licht- 
lichen Ermüdung so schnell als möglich vorwärts. Sobald der 
Sturm wirklich losbricht, sind fie dureh Kein Zuroden zu be— 
wvegen, weiter zu gehen, sondern legen sich, den Hinterleib gegen 
den Sturm gekehrt, mit lang vorgestrecktem Kopfe in einer ge- 
wissen Ordnung nieder. Unzweifelhaft leiden sie verhältms- 
mãbig eben lo viel wie der Menseh, welcher nach jedem Samum 
sich an allen Gliedern wie zerschlagen fühlt, wie sonst wohl 
nur nach einer langen Krankheit. Wenn nun, nachdem der 
Glutwind vorũber ist, die armen Tiere wieder belastet werden 
und von neuem ihren beschwerlichen Weg antreten, beweisen 
sie deutlich genug, dab ihnen jeder Schritt zur Qual wird. Ihr 
Durst hat sieh ungemein vermehrt, und ihre Mattigkeit nimmt 
mehr und mehr überhand. Da gelchieht es denn oft, dab eines 
plõtzlich niederstürzt und dureh kein Zureden, auch nieht ein- 
mal durch die Peitsehe zu bewegen ist, sich wieder zu erheben. 
Betrũbten Herzens nimmt der Sraber dem armen Gelchöpfe 
die Last ab und überläbt es seinem Schicksalo; denn auch ihn 
hetzt das Gespenst des Durstes raltlos vorwärts, er darf nicht 
verweilen bei leinem Tiere. Din kräftiger Trunk Waller könnte 
dieses retten; doch es ilst nicht möglieh, der Samum hat das
	        
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