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9. So rücklings lag er blutend da;
sein brechendes Aug' in die Sonne sah;
noch hob er zuckend die Hand empor,
noch schrie er röchelnd mir ins Ohr:
Die Sonne bringt es an den Tag.“
10. Ich macht' ihn schnell noch vollends stumm
und kehr! ihm die Taschen um und um;
acht Pfennig, das war das ganze Geld;
ich scharrt' ihn ein auf selbigem Feld. —
Die Sonne bringt's nicht an den Tag.
11. Dann zog ich weit und weiter hinaus,
kam hier ins Land, bin jetzt zu Haus. —
Du weißt nun meine Heimlichkeit,
so halte den Mund und sei gescheit:
die Sonne bringt's nicht an den Tag.
12. Wenn aber sie so flimmernd scheint,
ich merk' es wohl, was sie da meint.
Wie sie sich müht und sich erbost, —
du, schau nicht hin und sei getrost;
sie bringt es doch nicht an den Tag.“
13. So hatte die Sonn' eine Zunge nun,
der Frauen Zungen ja nimmer ruh'n. —
„Gevatterin, um Jesu Christ,
laßt euch nicht merken, was ihr nun wißt!“
Nun bringt's die Sonne an den Tag.
14. Die Raben ziehen krächzend zumal
nach dem Hochgericht, zu halten ihr Mahl.
Wen flechten sie aufs Rad zur Stund'?
Was hat er gethan? wie ward es kund?
Die Sonne bracht' es an den Tag.
A. v. Chamisso.
41.
2
Die Posaune des Gerichts.
Gerade dort, wo die Gemarkungen zweier Dõrfer sich scheiden,
mtten im VWaläe, wurde in der Prühlingsnacht zur Zeit des
Vollmondes eine lehreckliche That verübt. Ein Mann kniete
auf einem andern, der leblos da lag. Eine Molke verhüllte das
Titlii, des Mondes; die Nachtigall hielt inne mit ihrem
Tcnmetternäen Gesang, als der Knieende den Dahingestreckten
durckfuchte und alles, was er fand, zu lich steckte. Jetet nahm
or ban auf die Schulter und wollte ihn hinabtragen an den
Strom der feruber rausehte. um ihn dort zu versenken. Plötzlich