Full text: [Teil 3 (6., 7. & 8. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 3 (6., 7. & 8. Schuljahr), [Schülerband])

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der Feldmaus als ein ununterbrochenes Laufen oder Huschen über 
die Erde hin erscheint. 
Heinen Augenblick ist das Tierchen ganz in Ruhe. Von der 
Rüsselschnauze geleitet, die ihm eben so gut als Geruͤchs⸗ wie als 
Tastwerkzeug dient, Unlersucht es jeden Gegenstand, der sich auf 
seinen Streifzügen vorfindet. Die ihm in den Weg kommende 
Beute packt es sofort an und zerreißt sie mit seinem scharfkantigen 
Raubtiergebiß. Die flüchtig gewordene Maus wird in ihre Gänge 
verfolgt, dort im Genick gesaßt, getötet und sogleich verzehrt. Be⸗ 
gegnet dem Räuber seinesgleichen, so entsteht in der Regel ein 
rbillerter Kampf. Unter dutchbringendem Gepfeife wälzen sich 
die Kämpfer wütlend sbareinander, bis einer unterliegt und sofort 
hon dem Sieger zerfleischt wird. Man lann sich denken, welche 
Masse von Nahrung eine solche Freßgier, unterstutzt von solchem 
Mord⸗ und Raubsinn, zu ihrer Befriedigung verlangt. An 
gefangenen Spitzmäusen hat man beobachtet, daß sie täglich 
so viel verzehren, als ihr Körpergewicht belrägt, und daß sie 
keinen halben Tag nahrungslos sein können, ohne zu verhungern. 
In dieser Unersaͤttlichkeit streben sie hauptsachlich den niederen 
Zieren in und auf dem Boden nach, also besonders den Kerb⸗ 
Ind Weichtieren, sowie den Wurmern. Da sie überhaupt nie 
pflanzlicher, sondern stets nur tierischer Nahrung bedürfen, so ist 
ihr Nutzen außerordentlich groß, wenn ihnen in ihrer Mordgier 
Und Raubluft zuweilen auch ein nützliches Kerbtier zum Opfer faͤllt. 
Die großten Feinde der sind die Katzen und 
noch mehr die Eulen. Nur die letzteren verzehren sie; andere 
Raubvogel, sowie Katzen und Hunde verschmähen ihr Fleisch wegen 
seines durchdringenden Bisamgeruchs. Derselbe ruhrt von der Feuch⸗ 
ligkeit her, die sich aus zwei Seitendrüsen des Körpers ausscheidet. 
Im Mai ferligt die Spitzmaus ein kugelförmiges Nest in der 
Erde unler Wurzeln oder im Gemäuer, n dem Bau des Maulwurfs 
der der Fald- und Waldmäuse. Sie weiß es gar zierlich mit 
Vlaͤttern und Grashalmen auswendig zu hekleiden und innen mit 
zerbissenem Stroh, Moos und Pflanzenstengeln auszufüttern. 
Es erscheinen gewöhnlich 8510 Junge darin, welche nackt und mit 
geschlossenen Augen Und Ohren zur Welt kommen. Nur in den 
ersten Wochen werden die Jungen von der Mutter gesäugt und 
gepflegt, dann sondern fie sich von ihr ab, um das Gewerbe der 
Ilten mit gleich unermüdlichem Eifer zu betreiben. 
Zur kallen Jahreszeit zieht sich die Spitzmaus nach den 
menschlichen Wohnstätten Und alum in Scheunen und auf Korn⸗ 
boden gehörig unter den Mausen auf. So zeugt die ganze Lebens⸗ 
weise des Tierchens von seinem großen Nutzen. Darum wollen 
wir ihm mit Schonung begegnen und es wohl unterscheiden von den 
iberaus schaͤdlichen Nagetieren, den Wuhl und echten Hausmäusen. 
A. und K. Müller.
	        
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