Full text: [Teil 3 (6., 7. & 8. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 3 (6., 7. & 8. Schuljahr), [Schülerband])

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57. 
Die Fichte oder Rottanne. 
Am häufigsten kommt in unsern deutschen Nadelwäldern 
die Fichte oder Rottanne vor, die als echter Gebirgsbaum 
sich in allen Gebirgen Deutschlands findet. Selbst im hohen 
Norden und dicht unter den Gletschern der Alpen, wo der wässerige 
Saft des Laubholzes der strengen Kälte nicht mehr widersteht, 
waͤchst die Fichte infolge des harzigen Saftes noch lustig fort. 
Sie nimmt mit steinigem Erdreich vorlieb und vermag auch an 
ipen Bergabhängen noch zu gewaltiger Höhe emporzuwachsen. 
hre Wurzeln dringen weder tief in den Boden, noch breiten 
sie sich weit aus; eine Pfahlwurzel fehlt ihr ganz. Kerzen— 
gerade steigt der schlanke Stamm zu einer Höhe von 40 bis 
z0 Meler empor uͤnd überragt damit die Riesen des Laub— 
waldes, Eichen und Buchen. Bei jüngeren Stämmen ist die 
Rinde, rotbbraun und glatt, bei älteren graubraun und rissig. 
Die Aste stehen in Qurlen übereinander, nehmen nach oben an 
Größe ab und verleihen dadurch dem Baume das stolze Aussehen 
einer Pyramide. Die dunkelgrünen, fast vierkantigen Nadeln 
enden in einer scharfen Spitze ünd stehen nach allen Seiten um 
den Zweig. Da alle Zweige dicht mit Nadeln besetzt sind, so 
bermag in einem geschlossenen Fichtenbestande kein Sonnenstrahl 
durchzudringen, und wir wandeln dort in einem ununterbrochenen 
Dammerlichte. Die Blüten sind, wie bei allen Nadelhölzern, 
umansehnlich. Diejenigen, welche die Staubgefäße enthalten brechen 
im Maͤi in der Form von kleinen Kätzchen hervor und stehen 
getrennt von denen, aus welchen sich der Same entwickelt. Die 
Zrüchte bilden längliche Zapfen. Sie gelangen im Oktober des— 
Jahres zur Reife und hängen an den Zweigen herab, während 
ie der Edeltanne aufrecht stehen. Vor der Reife schließen sich 
die Schuppen der Zapfen fest zusammen, weichen aber später aus— 
einander, so daß die darunter befindlichen schwarzbraunen Samen— 
kerne herausfallen und mittelst ihrer rotgelben Flügel, dem leichten 
Vogel gleich, fortfliegen. Doch erxfolgt dies meist erst im Früh⸗ 
jahr, worauf denn auch die Zapfen selbst abfallen. Ein einziger 
Zapfen enthalt wohl 300 Samenkörner. Viele von ihnen werden 
bon den Tieren des Waldes aufgezehrt, doch bleiben noch Samen 
nns übrig, aus denen der Forstmann junge Bäumchen ziehen 
ann. 
Dieser sät den Samen in Reihen in den Forstgarten, und bald 
erscheinen die niedlichen Pflänzchen, die am oberen Ende mit fünf 
bis sieben Keimblättchen wie mit einer Krone geschmückt sind 
Haben sie eine Höhe von etwa 25 Centimeter erreicht, so ver— 
pflanzt man sie in den dazu hergerichteten Waldboden. Dies 
Deutsches Lesebuch, Ia. 
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