Full text: [Teil 2 = 7. und 8. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 2 = 7. und 8. Schuljahr, [Schülerband])

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Von einem Besuche in dieser Schule berichtet uns ein Reisender, der 
Kamerun 1891 besucht hat, folgendes: Als ich zwei Tage nach meiner 
Ankunft in Kamerun durch King Bells Town schlenderte, klang mir aus 
einem in Form eines Schweizerhauses aufgeführten Gebäude das von 
mehreren Kinderstimmen mit eigenartiger Betonung gesungene Lied: „Hinaus 
in die Ferne mit lautem Hörnerklang“ entgegen. Ich bog von der Haupt— 
straße ab, schritt durch einen kleinen Garten auf das Haus zu und gelangte 
durch eine Thür in einen großen, hohen Raunm. Das Leben, das sich hier 
abspielte, war so drollig, daß meinẽ Lachmuskeln sehr erregt wurden Nuf 
dem Mittelgange zwischen den beiden Reihen der Schulbänke marschierte 
eine kleine Negerschar von ungefähr 40 Knaben, an der Spitze der 
Lehrer, im Tritt auf und ab und sang im Takte dazu patriotische Lieder 
In einer Ecke hatte der alte König Bell Posto gefaßt und begleitete den 
Gesang durch Händeklatschen. Bald ertönte das „Halt“ des Lehrers und 
„Setzen“, worauf ein jeder der kleinen Krausköpfe seinen Platz in den 
Bänken einnahm. Der Gesangsprobe folgten Lese, Schreib⸗ und Rechen— 
übungen, die von der Begabung und dem Fleiße der schwarzen Schuler 
zeugten. Ich verließ die Schule mit dem Gefühle, daß uns hier in den 
jungen Dualla eine civilisierte, nützliche Bevölkerung heranwächst. 
Nach Reichenow und Buchholz. 
71. New- Vork. 
Wohl die meisten Deutschen, die nach Nordamerika auswandern, 
betreten in New-Vork zum ersten Male den Boden ihrer neuen Heimat. 
sSchon lange vorher, ehe sie in den Hafen einfahren, verkündet ibnen 
das Gewimmel der zablreichen Schiffe, velche die Fluten des Meeres 
bedecken, dass sie sioh einem der bedeutendsten Seeé- und Handels— 
plãtze der Erde nähern. Je näher aber der gewaltige Dampfer heran- 
kommt, desto mehr verengt sich die Einfahrt, an deren Üfern zahbl- 
reiche Landhäuser zwischen dem Grün der Büsche hervortreten, hie 
und da unterbrochen durch die weissen VWälle der Hafenbefestigungen. 
Hinter dem Gewirre der Masten und Segel erhebt sich die helle Uäuser— 
masse der Veltstadt im spitzen Dreieck. Zu beiden Seiten ergiessen 
sich breite Ströme, die beiden mächtigen Arme des Hudson, dör sieh 
oberhalb der Stadt geteilt hat. Auf der Dreieckspitze sohwimmt, halb 
im Meere, ein grüner Platz mit einem Port dariu. 
Kaum weiss man, wohin man zuerst den Blick wenden soll, ob 
nach den Ufern mit ihren Häusermassen oder nach den unzähligen 
Fahrzeugen, die wie eine hölzerne Mauer die Stadt umgeben und Rer 
die Anker werfen oder lichten, dort Segel auf- oder einziehen oder 
Waren aus- oder einladen. Da siebt man die gewaltigen RKlippschiffe, 
jene vorzüglich ausgerüsteten, schnellfabrendêèn Oceandampfer, auf 
die Amerika stola ist, und die leichten, zweimastigen Lotsenboote, 
die mit bewunderungswürdiger Schnelligkeit ihre Wendungen ausführen. 
Hoch überbaut brausen die Dampfer dahin, die auf den Riesenströmen 
Amerikas dureh die Välder ins Inneère dringen. Ihnen ähnlich durch- 
sgtreifen die breiten Fährboote mit Herren und Damen, mit Ross und 
Reiter die Bai und die Strõme. Sehleppschiffe führen oft eine ganze 
Reihe von Schiffen mit sich. Bisweilen zeigt sich auch die ange,
	        
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