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Ziemlicher Genauigkeit bestimmt. Auf einem Stück Haut von der Größe eines
Markstückes am Nacken und am Rücken finden sich an 400 Poren, auf einem
ebenso großen Stück Haut von den Wangen sind 540, ein gleich großes Stück
Haut von Bauch und Brust hat 1130, von der Stirn 1258 vom Halse 1300,
von der Fußsohle sogar 2685 solcher Schweißlöcher. Ales in allem gerechnet,
ergiebt für den ganzen Körper eines erwachsenen Menschen an 2 380000 offene
Kanäle der Verdunstung. Könnte man dieselben aneinander legen, so erhielt
man ungefähr ein Loch von der Größe eines gewöhnlichen Tellers. Es ist aun
sehr wichtig, die Haut in einem solchen Zustande zu erhalten, welcher die Ab—
sonderung der Stoffe, deren Verbleiben im Körper durchaus schädlich ist, gestattet.
Wenn man zwei Drittel der Haut durch irgend einen Lacküberzug undurch—
dringlich macht und so ihre Thätigkeit stört, so erfolgt nach kurzer Zeit der Tod.
Die Haut ist also ein äußerst wichtiges Organ, und man darf über dieser
bereits dreifachen Hautschicht nicht noch eine vierte anwachsen lassen, eine
Schmutzschicht, welche die Grenzsperre zwischen innen und außen in gefahrvoller
Weise verstärken würde. Der wässerige Schweiß, der sich aus den Schweiß—
poren drängt, und der unseren Körper mehr oder weniger befeuchtet, ist kein
reines Wasser. Es befinden sich in diesem Jar viele Stoffe aufgelöst, die man
schwerlich sonst hier suchen würde. Es ist eine Portion Salz, einiges von
Schwefelverbindungen, es sind ferner Säuren in dem Schweiße enthalten. Die
Natur lagert demnach mit dem Strome von Schweiß, den sie vom Innern des
Körpers nach außen hin sendet, auf die Haut eine ganze Masse ihr nicht mehr
nützlicher Stoffe ab. Nun führt zwar die Luft das Wasser in Form von feinem
Dunste fort, und mit diesem Dunste verbindet sich eine Menge flüchtiger Säuren
des Schweißes, die ihm seinen eigentümlichen Geruch verleihen; aber die anderen
Stoffe bleiben als feste Kruste auf der Haut zurück und bilden einen Überzug
über dieselbe. Dieser verleiht der Haut jene Klebrigkeit und das sogenaunte
ungewaschene Ansehen, das wir an recht gehörig verschlafenen Gesichtern bemerken,
bevor frisches Wasser und gute Seife die Reinigung vollzogen. Kommt nun zu
dieser klebrigen Naturschminke noch von außen her der Staub aller Art, den kein
Mensch ganz von sich abwehren kann, so vollendet sich ein Überzug, der nicht nur
unserer Schönheit, sondern hauptsächlich unserer Gesundheit schweren Abbruch thut.
Indessen müssen wir der Natur die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß
sie nicht so ganz und gar unbarmherzig mit unserer Haut umgeht, sondern ein
sehr praktisches Mittel weiß, ihre Ablagerungen fortzuschaffen. Die Oberhaut,
der sie soviel aufbürdet, wird von der Natur selber in kleinen Schüppchen
abgestoßen, während sie neue Oberhaut unter derselben bildet Wir siecen nicht
gar lange Zeit in unserer Haut, sondern werfen sie in feinen Stückchen von
uns ab. Wir häuten uns aber nicht wie die Schlangen und dergleichen Geschöpfe
mit einem Male, sondern fahren äußerst langsam und stückweise aus der Haut;
weshalb denn Menschen, die sich lange nicht gewaschen oder sonst die Haut durch
Arbeit abgerieben haben, wie z. B. nach Hautkrankheiten, sich förmlich abhäuten
und als neue Menschen aus ihrer eigenen Haut kriechen.
Das ist nun freilich eine Naturreinigung, aber eine, auf die man nicht
warten kann; denn wenn sich Fettigkeit auf der Oberhaut befindet, so werden
die Schüppchen der Hornhaut von derselben festgehalten, und sie helfen so den
Leib noch mehr verkleistern. Wer seine Gesundheit erhalten will, muß
daher für gründliche Hautreinigung seines Körpers sorgen. Es ist
Thatsache, daß die meisten der gewöhnlichen Krankheiten ihren Grund in unten
drückter Hautthätigkeit haben. Nach A. Bernstein.