Die Chinesen.
eichens der selbstaufopfernden Nächstenliebe. Wie vor fast zwei Jahrtausenden,
so soll auch heute von hier der Ruf in alle Welt erschallen, der unser aller
sehnsuchtsvolles Hoffen in sich birgt Friede auf Erden! Nicht Glanz,
nicht Macht, nicht Ruhm, nicht Ehre, nicht irdisches Gut ist es,
was wir hier suchen, wir lechzen, flehen und ringen allein nach
dem Einen, dem höchsten Gute, dem Heil unsrer Seele. Und
wie Ich das Gelübde Meiner in Gott ruhenden Vorfahren: „Ich und
Mein Haus, Wir wollen dem Herrn dienen,“ an diesem feierlichen
Tage hier wiederhole, so fordere ich Sie alle auf zu gleichem Gelöbnis.“
Der Nachmittag des denkwürdigen Tages bewies des Kaisers hoch⸗—
herzige Fürsorge für seine katholischen Untertanen. Kaiser Wilhelm hatte
ein Gartengrundstück, nördlich vom Grabe Davids, wo auch der Abendmahl—
saal liegt, erworben. Dieses überließ er dem katholischen Verein vom Heiligen
Grabe zur dauernden Nutznießung.
Nachdem das deutsche Kaiserpaar noch verschiedene andre weihevolle
Stätten des Heiligen Landes und die Stadt Damaskus am Libanon be⸗
sucht hatte, trat es am 4. November die Rückreise in die Heimat an, beglückt
in dem Bewußtsein, ein Werk gefördert zu haben, das dem Vaterlande zum
Heile gereicht und zu der Völker Frieden dienet.
Qermann Zahnke.
178. Die Ohinesen.
1. Das Kaiserreich China zahlt ungefähr 350 Millionen Ein-
wohner. Zumeist wohnen dieselben dicht zusammengedrängt. Es
gibt viele Stãädte, die mehr als eine Million Bewohner haben; viel-⸗
sach dienen sogar grohe Flöbe, auf den Strömen schwimmend, als
stãndige Wohnstãtten.
2. Auffällig ist uns zunächst die Gesichtsform des Chinesen. Sein
gelbgebrãuntes Antlitz erscheint uns breit und eckig, was besonders
die hervorstehenden Backenknochen bewirken. Die Stirne spitzt
sich nach oben etwas zu, das Kinn zeigt geringen Bartwuchs, ist
schmal und tritt etwas hervor. Die Nase ist kurz und aufgestüũlpt.
Am meisten fallen uns die schmalen, schief geschlitzten Augen auf.
Ihr schöõnes, schwarzes Haupthaar rasieren sie bis auf ein kleines
Büschel mitten auf dem Wirbel ab. Dies aber flechten sie zu einem
rierlichen, steifen Zopse, den sie sorgsältig pflegen.
3. Die eigentümliche Tracht ist beim männlichen und weiblichen
Geschlechte ganz gleichmäbig. Obgleich uns die meist gerade und
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