Der getreue Ecart.
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bei dem hochsinnigen Fürsten. In Weimar fand Goethe eine Reihe bedeutender
Männer, unter ihnen auch den Dichter Wieland, und später, nachdem er in
Italien gewesen war, zog er auch Herder und Schiller dahin; mit Schiller
stand er bis zu dessen Tode im schönsten Freundschaftsbunde. Beide Dichter
regten sich gegenseitig zum poetischen Schaffen an, und es stammen gerade
aus der Zeit ihres Zusammenwirkens (1794 — 1805) die herrlichsten Dichtungen
der beiden großen Dichterfürsten. Goethe überlebte Schiller fast 27 Jahre.
Bis in das hohe Alter erfreute er sich einer herrbchen Gesundheit und
Rüstigkeit. Er starb am 22. März 1832.
192. Der getreue Eckart.
1L. „O wären wir weiter, o wär' ich zu Haus!
Sie kommen, da kommt schon der nächtliche Graus;
sie sind's, die unholdigen Schwestern.
Sie streifen heran, und sie finden uns hier,
sie trinken das mühsam geholte, das Bier,
und lassen nur leer uns die Krüge.“
2. So sprechen die Rinder und drücken sich schnell;
da zeigt sich vor ihnen ein alter Gesell:
„Nur stille, Rind! Rinderlein, stille!
Die Hulden, sie kommen von durstiger Jagd,
und laßt ihr sie trinken, wie's jeder behagt,
dann sind sie euch hold, die Unholden.“
3. Gesagt, so geschehn! und da naht sich der Graus
und siehet so grau und so schattenhaft aus,
doch schlürft es und schlampft es aufs beste.
Das Bier ist verschwunden, die RKrüge sind leer;
nun saust es und braust es, das wütige Heer,
ins weite Getal und Gebirge.
3. Die Rinderlein ängstlich gen Hause so schnell,
gesellt sich zu ihnen der fromme Gesell:
„Ihr Püppchen, nur seid mir nicht traurig!“ —
Wir kriegen nun Schelten und Streich' bis aufs Blut!“ —
Nein, keineswegs, alles geht herrlich und gut,
nur schweiget und horchet wie Mäuslein!
5. Und der es euch anrät, und der es befiehlt,
er ist es, der gern mit den Rindelein spielt,