5. Die Macht des Gebets.
sah er den Steuermann an. Er schwieg einen Augenblick; darauf sagte
er: „Ich komme gleich!“ — Und er sprang übers Verdeck fort in die
Kajüte. Eine Minute verging, dann kehrte er zurück, und nun ging's
die Strickleiter hinauf, flink und entschlossen.
Der Mann, welcher diese Geschichte erzählt hat, stand unten am
Maste, und seine Blicke folgten dem Kinde, bis ihm schwindelte. Er
fragte den Steuermann: „Warum schickst du den hinauf? Er kommt
nicht lebendig herunter!“ — Der Steuermann antwortete: „Männer
fallen, Jungen stehn. Der klettert wie 'ne Eichkatze.“
Der andere sah wieder hinauf; noch stand der Junge! Jetzt hing
er am Mastkorb; jetzt stieg er weiler. Der Sturm raste und tauchte
den Mast in die Flut ein; der Junge hielt sich. — In einer Viertel⸗
stunde war er unten, wohlbehalten und frisch, und lachte fröhlich. —
Gott sei gedankt! rief jener/ vor Angst hatte das Herz ihm stille gestanden.
Ein Segelschiff im Sturm.
Denselben Tag noch suchte er den Jungen zu sprechen. Er fragte
ihn, ob ihm nicht bange gewesen sei. „Ja,“ sagte der Junge. — „Ich
merkte es wohl,“ sagte der andere; „du hast es dir auch erst in der
Kajüte bedacht.“ — vBedacht nicht,“ sprach jener; „ich wollte erst beten.
Ich dachte, herunter komme ich nicht wieder lebendig; da habe ich beten
gemußt. Hernach war ich nicht bange.“ — Der Mann fragte ihn, wo
er das Beten gelernt habe. — „Als ich noch zu Hause war,“ sagte der
Junge; „die Mutter hat es mich gelehrt. Als ich fortging, sagte sie,
ich solle es immer thun, damit Gott mich vor Gefahren bewahre, und
ich kann es auch nicht lassen.“