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saugen oder sehr verdünnen, so daß die umgebende, auf die Wasser—
fläche drückende Luft einen Teil des Wassers in den leeren Raum
hineinpreßt und zum Aufsteigen zwingt.
Die Luft drückt auf alle Dinge, die auf der Erde sind, also
auch auf die Oberfläche der Erde selbst mit einer sehr bedeutenden
Kraft. Die Dinge aber werden gleichwohl nicht zerdrückt, weil sich
immer Luft in ihnen und um sie herum befindet, d. h. weil der Luft—
druck von allen Seiten wirkt. Ein Haus bleibt daher jederzeit un—
beschädigt von dem Luftdrucke; denn wie dieser von außen auf das
Haus duwückt, ebenso drückt auch die in dem Hause befindliche Luft
ihm entgegen. Tutschek.
3. Luftzug und Wind.
Wenn man die Türe eines warmen Zimmers nach der kalten
Hausflur öffnet und ein Licht auf die Schwelle stellt, so bemerkt
man deutlich, wie sich die Flamme nach dem Zimmer zu wendet. Wenn
man mit einem Lichte zur Türe hinaustritt, erlischt es plötzlich,
weil der Zug es ausblies. Hebt man dagegen das Licht nach der
Mitte der Türöffnung herauf, so wird die Flamme ruhiger und
steht gerade. Noch weiter oben wird sie sogar nach außen geweht.
Wie geht das zu? Die warme Luft des Zimmers ist leichter als die
der ungeheizten Hausflur; daher dringt die schwere Luft unten herein
und die leichte oben hinaus.
Bei strenger Külte, und wenn es im Zimmer sehr warm ist,
verwandelt die am Fußboden hereinstreichende kalte Luft die unsicht—
baren Dämpfe des Zimmers in sichtbaren Dunst, und wenn jemand
die Türe öffnet, sieht es aus, als käme Nebel herein. Dann fühlt
man gewöhnlich auch einen ziemlich kalten Luftzug an die Füße her—
ankommen. In manchen Zimmern, in denen es zuweilen sehr heiß wird
und sich starker Dunst erzeugt, hat man in einer Fensterecke eine
runde Offnung, in der ein Rädchen aus Blech angebracht ist. Wenn
es nun im Zimmer sehr heiß wird, so fängt das Rädchen an sich zu
drehen, weil die heiße Luft hineinstößt und nach außen entweicht.
Ähnlich entstehen die Winde; sie breiten sich aber über größere
Räume aus. Die Sonne erwärmt die Erde, und die Erde erwärmt
die auf ihr liegende Luft. Wenn nun die warme Luft in die Höhe
steigt, füllt sich die Lücke durch ein Strömen kalter Luft nach dem
sich leerenden Raume, und dieses Strömen der Luft nennen wir
Wind. Die Stärke des Windes hängt von seiner Geschwindigkeit ab;
je größer der Unterschied zwischen kalter und warmer Luft, mit desto