Full text: Lesebuch für die Oberklassen katholischer Volksschulen in Elsaß-Lothringen

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haut geboren sein,“ rief er aus; „alles, was ich wünsche, trifft mir 
ein wie einem Sonntagskind.“ Indessen weil er seit Tagesanbruch auf 
den Beinen gewesen war, begann er müde zu werden; auch plagte 
ihn der Hunger, da er allen Vorrat auf einmal in der Freude über 
die erhandelte Kuh aufgezehrt hatte. Er konnte endlich nur mit Mühe 
weiter gehen und mußte jeden Augenblick Halt machen; dabei drückten 
ihn die Steine ganz erbärmlich. Da konnte er sich des Gedankens 
nicht erwehren, wie gut es wäre, wenn er sie gerade jetzt nicht zu 
tragen brauchte. Wie eine Schnecke kam er zu einem Feldbrunnen 
geschlichen. Da wollte er ruhen und sich mit einem frischen Trunk 
laben. Damit er aber die Steine im Niedersitzen nicht. beschädigte, 
legte er sie bedächtig neben sich auf den Rand des Brunnens. Darauf 
setzte er sich und wollte sich zum Trinken bücken; weil er es aber 
versah, stieß er ein klein wenig an, und beide Steine plumpten hinab. 
Hans, als er sie mit seinen Augen in die Tiefe hatte versinken sehen, 
sprang vor Freuden auf, kniete dann nieder und dankte Gott mit 
Tränen in den Augen, daß er ihm auch diese Gnade erwiesen und 
ihn auf eine so gute Art, und ohne daß er sich einen Vorwurf zu 
machen brauchte, von den schweren Steinen befreit hätte; das sei das 
einzige, was ihm noch hinderlich gewesen wäre. „So glücklich, wie 
ich!‘ rief er aus, „gibt es keinen Menschen unter der Sonne! Mit 
leichtem Herzen und frei von aller Last sprang er nun, bis er daheim 
bei seiner Mutter war. 
Brüder Grimm. 
22. Abendlied eines Bauersmannes. 
1. Das schöne, große Taggestirne 3. Und rufe flugs die kleinen Gäste, 
Vollendet seinen Lauf; Denn hör, mich hungert's sehr; 
Komm, wisch den Schweiß mir von Bring auch den Kleinsten aus dem 
der Stirne, Neste, 
Lieb Weib, und dann tisch auf! Wenn er nicht schläft, mit her! 
2. Kannst hier nur auf der Erde decken, 4. GEs leuchtet uns bei unserm Mahle 
Hier unterm Apfelbaum; Der Mond so silberrein 
Da pflegt es abends gut zu schmecken Und guckt von oben in die Schale 
Und ist am besten Raum. Und tut den Segen drein. 
5. Nun, Kinder, esset! eßt mit Freuden, 
Und Gott gesegn' es euch! 
Sieh, Mond, ich bin wohl zu beneiden, 
Bin arm und bin doch reich! 
M. Claudius. 
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