Full text: Lesebuch für die Oberklassen katholischer Elementarschulen in Elsaß-Lothringen

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Sachsen geschlagen wurden und versprachen, sie wollten vom Heiden⸗ 
tum lassen, Christen werden und dem Frankenkönig sich unterwerfen: 
über kurz oder lang fingen sie wieder an und meinten, es könnte 
nicht anders sein, und sie müßten bei ihrem Heidentum und freie 
Männer bleiben. Dann brannten sie die Kirchen und Klöster nieder, 
die Karl gebaut hatte, schlugen die Geistlichen tot und vertilgten 
in ihrem Lande, was Franke hieß. Darüber wurde Karl immer sehr 
zornig; aber müde wurde er nicht und ruhte nicht, bis die Sachsen 
zuletzt doch ehrlichen Frieden machten und hielten, Christen wurden 
und dem Frankenkönig unterwürfig blieben. Aber inzwischen gab es 
einen Krieg nach dem andern: mit den Mauren in Spanien, mit 
den Longobarden in Italien, mit den Dänen an der Eider, mit den 
Bayern im Alpenland und mit den Avaren in Osterreich bis hinein 
ins Ungarland. Und überall ist der große König Sieger geblieben 
und hat die noch halbwilden Völker seinem Scepter unterworfen. Das 
hat er aber nicht aus Freude am Krieg oder um den Ruhm oder 
aͤus Ländersucht gethan. Er hat vielmehr nichts anderes gewollt, als 
daß alle Völker deutscher Zunge in einem großen Reiche beisammen 
wohnen, Frieden haben und den Segen der christlichen Religion und 
der rechten Zucht und Ordnung genießen sollten. Und so herrschte er 
über ganz Deutschland, Frankreich, Osterreich und fast ganz Italien, 
und im Jahr 800 krönte ihn der Papst zum Kaiser der gesamten 
Christenheit im Abendlande. 
Kaiser Karl war ein großer Kriegsheld, aber wahrlich noch 
ein größerer Friedensfürst. Wie oft er auch ins Feld ziehen mußte, 
er unterließ zu keiner Zeit, dafür zu sorgen, daß die christliche Lehre 
seinen heidnischen Unterthanen verkündet und bei seinen christlichen 
Unterthanen Nfestigt wurde. Von den Geistlichen verlangte er, daß 
sie gelehrt und fromm sein und allen Gläubigen mit gutem Wandel 
und gutem Beispiel vorangehen sollten. Zahlreich sind die Bistümer 
und Klöster, welche er gegründet hat. Bei jeder großen Kirche und 
in jedem Kloster mußte eine Schule sein. Die Geistlichen mußten den 
Unierricht besorgen; denn damals gab es keine gelehrten Leute außer 
den Geistlichen. Er machte es jedem Hausvater zur strengen Pflicht, 
daß er seine Kinder in die Schule schicke. So befahl er: Jedermann 
soll seinen Sohn in die Schule schicken und mit aller Sorge darin 
lassen, bis er gut unterwiesen ist.“ Wer das nicht that, der hatte 
Strafe zu erwarten. Er selbst gab auch das gute Beispiel, wie hoch 
man gute Lehren schätzen müsse. In seiner Jugend hatte er wohl 
lesen gelernt, aber nicht schreiben. Als gereifter Mann und berühmter
	        
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