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mundet als Verbrecherstation. Nach einer fünftägigen Fahrt, von
Sydney ab, sehen wir die merkwürdige Doppelinsel Neuseeland, dieses
australische Großbritannien, vor uns auftauchen. Wir können seinen
Gletschern, seinen kochenden Springquellen, seinen rauchenden Schwefel—
feldern und der untergehenden, einst menschenfressenden Maori-Be—
völkerung einen Besuch abstatten — dann nimmt uns das Schiff
abermals auf, und in 20 Tagen haben wir den Großen Ozean
durchschnitten und den Hafen von San Francisco erreicht. Hier
nehmen wir von dem Meere auf einige Zeit Abschied und vertauschen
den Dampfer mit der Eisenbahn, der berühmten Pacificeisenbahn,
die am 8. Mai 1869 vollendet worden ist. In Wolkenhöhe, am
Rande gewaltiger Felsabhänge, durch die unzugänglichsten Gebirgs—
schluchten, über weite Täler und reißende Ströme, durch die Tiefe des
Gebirges hin rast der menschenbeschwerte Dampfzug, durchkreuzt end—
los scheinende Wüsten und trägt die Kultur in brausendem Strome
in das Innere eines Erdteils, in Gegenden, welche vor kurzem noch
gegen die Zivilisation vollständig abgeschlossen schienen und nur die
Heimat von Indianern, Wölfen, Bären, Bisons und Antilopen waren.
Die 5300 Kilometer, also mehr als 48 Längengrade (etwa der achte
Teil des Erdumfangs), die wir zwischen San Francisco und New
VYork zurückzulegen haben, sind in 5 Tagen mit dem Dampfrosse
durchbraust, und schon heimatlicher begrüßt uns die Weltstadt New
York. Von hier aus legen wir mit dem Dampfboot unsere Fahrt
nach Marseille in 10 Tagen bequem zurück, und unsere Fahrt um
den Erdball ist vollendet.
Überall aber war es der Dampf, der uns führte; nicht einen Kilo—
meter weit brauchten wir uns dem Segel oder dem von Pferden ge—
zogenen Wagen anzuvertrauen. Denn rings um die Erde ist der große
Kreis geschlossen, und wie Telegraphendrähte den ganzen Planeten
umspannt haben, um den Gedanken mit der Schnelligkeit des Blitzes
rings um denselben zu führen, so trägt der Dampfer uns bequem, sicher
und schnell in weniger als 3 Monaten „um die Welt“.
Nach August Berthelt.
IV. Rätsel und Fabeln.
227. Allerlei Rätsel.
1. Ich wohne in einem steinernen Haus,
da lieg' ich verborgen und schlafe;
doch ich trete hervor, ich eile heraus,
gefordert mit eiserner Waffe.
Erst bin ich unscheinbar und schwach und klein,
mich kann dein Atem bezwingen,