402 Buch VIII. Europa. Cap. VIII. Das Sarmatische Tiefland.
stabt, Riga, eine Gründung Bremer Kaufleute, bie seit bei- Mitte bes-
12ten Jahrhnnberts biefe Küsten befuhren unb am rechten Ufer bes
Stromes einen Getreibefpeicher, „Riege", angelegt hatten. Nicht fern
von biefer Stelle erhob sich bann bei Uertüll bie erste christliche Kirche
dieser Gegeub, unb im Jahre 1201 würbe zum Schutz biefer Kirche
unb ihres Bischofsitzes Schloß unb Stabt Riga erbaut, bie schönste
unb blühenbste aller beutschen Kolonien. Noch jetzt gewährt bie Stabt
mit ihren engen Straßen unb hohen Giebelhäusern, stattlichen Kirchen
unb öffentlichen Gebänben bas Bilb einer mittelalterlichen beutschen
Stabt. Der Thätigkeit ihrer Kaufleute gelang es balb, bie concurrier
renbe normannisch = beutsche Kaufmannschaft von Wlsby aus betn gelbe
zu schlagen unb beu russischen Hanbel auf Nowgorob auf sich zu coiu
centrieren. Bis heute hat sich jene Handelsbluthe erhalten. Riga ist
vorwaltend Ausfuhrplatz für bie Rohprobucte bes centralen Nußlanbs
(Betreibe, Holz, Flachs, Hanf, Talg). Seine Bevölkerung ist fast ganz.,
deutsch. Die großen Seeschiffe gehen nur bis Düna bürg, welches,
wie Riga selbst, stark befestigt ist.
Unter 59» n. Br. öffnet sich der Finnische Busen, bis zur
Neiramünbung 60 Meilen lang unb im Mittel 10 Meilen breit. Seine
Sübfüsten sinb meistens steil unb felsig, aber von wenig Inseln be¬
gleitet. Baltisch Port liegt auf einem nackten Felsen. Reval ist
wesentlich Kriegshafeni Narma, nicht fern von der Münbung bes
gleichnamigen Flusses, einst eine starke fchwebifche Grenzfestung, hat
durch bas Aufblühen Petersburg sehr verloren; Sieg Karls XII im
Jahre 1700. Ju bor Umgcgenb von Petersburg ist bie Küste flach
unb sumpfig unb häufigen Überschwemmungen beim Eisgang ber
Newa ausgesetzt. Trotzdem grünbete Peter ber Große hier in ber Mitte
ober Moräste und Heiben bie norbifche Prachtstabt, ein rebenbes Denk¬
mal feines eisernen Willens, unb bie späteren Regenten haben sein
Werk fortgesetzt. Petersburg, burch Canalverbinbungen mit allen schiff¬
baren Flüsse^Rußlanbs in Verbinbung gesetzt, ist jetzt bie erste Handels-
stabt bes russischen Reichs. — Die Nordküste bes Busens zeigt schon
skanbinavische Natur, inbem biefelbe von einer bichten Scheerenkette
begleitet wirb, bie ben Zugang zu ihren tiefen Buchten erschwert.
Wiborg ist ber Ausfuhrplatz ber Probitcte Finnlanbs für Petersburg.
Helfingfors, bie Hauptstabt bes Laubes, von Gustav Wasa ange¬
legt, ist ein bebentenber Kriegshasen, der burch bie auf 7 ©cheereninfeln
angelegte Seefestung Sveaborg beschützt wirb. Da wo ber Finnische
Busen mit bem Bottnischen zusammenstößt, bilben bie Scheeren zwischen
ben Alanbsinseln und bem Festlanbe einen befonbers bichten Schwarm-
Hier liegt burch sie geschützt Abo, bie alte Hauptstabt bes Lanbes, ber
Ausgangspunkt ber ßhristianisirung uub Eroberung betreiben burch bie
Schweben (12tes Jahrhunbert), welche von bem Mittelpunkte 6chroe-
dens um Stockholm unb Upsala leicht über bie Brücke ber Alanbs-
inseln ins Lanb geführt würben. An ber Küste ber Qnarken ent¬
spricht Nikolai stab, früher Wasa genannt, bem gegenüberliegendem
Urne8. Zornea an der Nordspitze ist jetzt ganz unbebeutenb.