Full text: Lese- und Lehrbuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und andere gewerbliche Lehranstalten

In Freud und Leid — des Herrn allzeit. 
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Schwierigkeiten verkaufen, weshalb man in den meisten Fällen diese 
Form wählt. Die Anteilscheine sind im Betrage von mindestens 200 Mark 
auszustellen. Die Besitzer der Aktien sind nicht verbunden, mit dem— 
jenigen Teil ihres Vermögens, der über den Wert ihrer Aktien hinaus— 
geht, für etwaige Verluste der Gesellschaft aufzukommen. Sie können 
demgemäß, wenn das Geschäft schlecht gehen sollte, nur den Betrag ihrer 
Aktien einbüßen; dagegen erhalten sie in dem glücklichen Falle, daß Ge— 
winn erzielt wird, von diesem ihren Anteil, der Dividende heißt. 
3. In den Aktienunternehmungen stecken sehr bedeutende Summen. 
So gab es 1874 in Preußen nicht weniger als 1132 Gesellschaften mit 
einem Kapitale von fast 7000 Millionen Mark. Werfen die Geschäfte dieser 
Gesellschaften einen hohen Gewinn ab, so steigen die Aktien im Wert, im 
Kurse; werfen die Unternehmungen aber keinen Gewinn ab, so fallen sie oft 
ganz bedeutend. Es ergibt sich daraus, daß derjenige, der diese Papiere zu 
hohen Preisen einkauft, leicht große Verluste erleiden kann. Man wähle 
beim Einkaufe nur solche Gesellschaften, die wirklich als gute und sichere 
Geschäfte bekannt sind. Mit gewagten Spekulationen hat schon mancher 
seine ganzen Ersparnisse eingebüßt. O. Pache (gekürzt 
Wer zu viel haben will, der behält zuletzt nichts; mancher verliert das 
Gewisse über dem Ungewissen. 
Wer zu viel wagt, verliert oft, was er hat. 
Halt, was du hast, und halt es klug zu Rat! 
Fr. Stillcke. 
114. Die Arbeitsteilung. 
1. In Naumburg an der Saale kannte ich einen alten Bürstenmacher. 
Er hatte immer nur eine sehr kleine Auswahl auf Lager, und die 
meisten Leute, wenn sie auch früher zu seiner Kuͤndschaft gehört hatten, 
zogen ihm deshalb schon lange den in der Nähe gelegenen, reich aus— 
gestatteten Laden einer größeren Bürsten- und Kaämmfabrik vor. Ich 
aber blieb noch immer dem Alten treu und bin oftmals auch in seine 
Werkstatt eingelreten, die er gleich hinter dem Verkaufsraume hatte. Er 
machte seine Bürsten von Anfang bis zu Ende mit eigener Hand fertig. 
Das rohe Holz kaufte er im Walde; er zersägte, schnitt, hobelte und 
polierte die Stücke, bis die Bürstenform allmählich erkennbar wurde. 
Das war die reine Tischlerarbeit. Dann stand er wieder tagelang an 
seiner Bohrmaschine, deren Rad er mit dem linken Fuß in Bewegung 
setzte, um die Löcher für die Borsten zu bohren, eine feine und mühsame 
Arbeit. Denn, wenn die Löcher nicht sauber aufeinanderstehen, verliert 
die Bürste ihr Ansehen. Danach kam das Einsetzen der Borsten. 
Diese selbst käufte er von den Bauͤern und Schlächtern als Rohware; 
auch sie bedurften noch mancherlei Behandlung, ehe sie zum Verbrauche 
fertig waren. 
2. Eines Tages hatte ich Gelegenheit, mir auch einmal die schon 
genannte große Bürstenfabrik anzusehen. Der Werkführer hatte die 
Freundlichkeit, mir den Betrieb zu zeigen. Zuerst führte er mich in die 
Tischlerei; da wurde die ganze Holzarbeit besorgt. Die Leute, die dort
	        
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