nutzbar zu machen. Hinten an der Ecke der langen Scheune
ist ein Gefälle von zwei Meter vorhanden, und damit läbt
sieh bei dem reichlichen Wasservorrat eine Kraft von zebn
Pferden herstellen. Es ist ein totes Kapital, was wir da
unbenutzt liegen haben.“ — „Ieh weib es wohl, mein Sohn,“
erwiderte der Vater. „Nun, so lab uns eine Mühle bauen;
das Holz dazu haben wir ja in unserm Walde. Es stehn dort
viele sehlagreife Pannen und Eichen.« — „Auch das ist
riehtig,“ sagte der Vater; „aber um die toten Kapitalien zur
Nutzung zu bringen, müssen erst noch lebendige Kapitalien
dazugelegt werden. Der Mühlenbau versehlingt zunächst
ein starkes Anlagekapital; denn es müssen doch die Steine,
Ziegel und Maschinen gekauft und die Arbeitslöhne bezahlt
werden. Auch unsere Gespanne müssen wir vermehren, um
die Robstoffe, die wir vermahblen oder zerschneiden oder
zerstampfen wollen, anfahren zu können. Auber dem Amlage-
kapital brauchen wir aber aueh ein bedeutendes Betriebs-
Kapital, denn wir müssen Gesellen halten, unser Gesinde
vermehren und den Mühblenkunden Rredit gewähren. Das
Anlagekapital wird 20 00 NMark, das Betriebskapital 10 000
Mark erfordern. Da ist es doch fraglich, ob wir die Zinsen
davon herauswirtschaften werden. Aber in drei Jahren wird
unser Wald schlagreif sein; da ist auf etwa 30 000 Mark
Holzerlõös zu rechnen, und dann wollen wir noch einmal von
der Sache sprechen.“
179. Berufsgenossenschaften.
H. Mahraun.*
Volkswirtschaftliches Lesebueh. Berlin. 1893. 8. 9.
1. In der östlichen Schweiz und den angrenzenden Gebirgs⸗
gegenden beschäftigt die Stickerei viele Tausende von Menschen.
Sie arbeiten meist in ihren Häusern fleißig von früh bis spät und
dürfen nicht allzuviel Zeit mit Gängen nach der Stadt verlieren.
Von alters her war es deshalb Sitte gewesen, daß Händler, die
regellnäßig bei ihnen vorsprachen, die fertige Ware aufkauften und
sie dann wieder an die Großkaufleute weitergaben.
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