408
Granatenfunken aus. Da befahl der königliche Sieger, das Feuer
gegen das flüchtende Heer einzustellen. Der Greis dachte in seinem
milden und gerechten Sinn, daß es zwecklos und unchristlich sei,
die völlig Überwündenen wehrlos hinzuschlachten. Und mehrĩ Vor
seiner Seele stand es klar und fest: Wie wir jetzt auseinander⸗
gekommen, so müssen wir suchen, dereinst wieder zusammenzu⸗
kommen, Preußen und Osterreich, die deutschen Brudermächte, als
gemeinsamer Wall wider Westen und Osten.
Des Kronprinzen volkstümliche Reckengestalt erscheint. Vater
und Sohn sinken sich in die Armne. Ein schöneres, wärmeres,
heiligeres Zusammentreffen als das des alten Blücher und des
kalten Wellington bei Belle-Alliance!
Stumm ist der Schlachtendonner Habsburgs, der von Sadowa
hergebrüllt. 180 Geschütze gewonnen) Die jubelnden Soldaten
klimmen auf Rohre und Lafetten, wo die heldenmütigen Braunröcke,
noch im Tode ihre Geschütze umklammernd, ehrenvoll erschlagen
liegen. Die blauen Jungen schwenken ihre Mützen, die Offiziere
küssen dem greisen Sieger die Hand, und Heil dir im Siegerkranz!“
schmettert es durch die Lüfte.
244. Hurra Germania!
Ferdinand Froiligrath.
Gesammelte Dichtungen. IV. Band. Stuttgart. 1870. 8. 66.
IE D. Rheinisehe Zeitung vom 81. Nuli 1870.]
1. Hurra, du stolzes schönes Weib,
hurra, Germanial
Wie kühn mit vorgebeugtem Leib
am Rheine stehst du dal
Im vollen Brand der Juliglut,
wie ziehst du risch dein Schwert!
Wie trittst du zornig frohgemut
zum Schutz vor deinen Herd!
Hurra, hurra, hurral
Hurra, Germania!
2. Du dachtest nicht an Kampf und Streit;
in Fried' und Freud' und Ruh
auf deinen Feldern, weit und breit,
die Ernte schnittest du.
Bei Sichelklang im Ährenkranz
die Garben fuhrst du ein; ·
da plötzlich, horch, ein andrer Tanz!
Das Kriegshorn überm Rhein!
Hurra, hurra, hurral
Hurra, Germania!