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Götz So wende der Kaiser sein Angesicht von Euch wenn ihr in Not
steckt! Sie waren meine Gesellen und sindis. Wo habt Ihr sie hingebracht?
Rat. Wir sind Euch davon keine Rechnung schuldig.
Götz. Ah! Ich dachte nicht, daß Ihr nicht einmal zu dem verbunden
seid, was Ihr versprecht, geschweige —
Rat. Unsere Kommission ist, Euch die Urfehde vorzulegen. Unterwerft
Euch dem Kaiser, und Ihr werdet einen Weg finden, um Eurer Gesellen Leben
und Freiheit zu flehen.
Götz. Euern Zettel!
Rat. Schreiber, leset!
Schreiber. Ich, Götz von Berlichingen, bekenne sentig durch diesen
Brief, vaß, da ich mich neulich gegen Kaiser und Reich rebellischer Weise
aufgelehnt —
Götz. Das ist nicht wahr! Ich bin kein Rebell, habe gegen Ihro Kaiser⸗
liche Majsestät nichts verbrochen, und das Reich geht mich nichts an.
Rat. Mäßigt Euch und hört weiter!
Götz. Ich will nichts weiter hören. Tret einer auf und zeuge! Hab,
ich wider den Kaiser, wider das Haus Hsterreich nur einen Schriit getan?
Hab ich nicht von jeher durch alle Handlungen bewiesen, daß ich besser als
einer fühle, was Deutschland seinem Regenten ist, und besonders
was die Kleinen, die Ritter und Freien, ihrem Kaiser schuldig sind? Ich
mußte ein Schurke sein, wenn ich mich könnte bereden lassen, das zu unter—
schreiben.
Rat. Und doch haben wir gemessene Ordre, Euch in der Güte zu über—
reden, oder im Entstehuͤngsfalle Euch in den Turm zu werfen.
Götz. In Turm! Mich!
Rat. Und daselbst könnt Ihr Eurer Schicksal von der Gerechtigkeit er—
warten, wenn Ihr es nicht aus den Händen der Gnade empfangen wollt.
Götz. In Turm! Ihr mißbraucht die kaiserliche Gewalt. In Turm!
Das ist in Befehl nicht. Was! mir erst, die Verräter! eine Falle zu stellen,
und ihren Eid, ihr ritterlich Wort zum Speck drin aufzuhängen! Mir dann
ritterlich Gefängnis zusagen und die Zusage wieder brechen!
Rat. Einem Räuber sind wir keine Treue schuldig.
Götz. Trügst du nicht das Ebenbild des Kaisers, das ich in dem ge—
sudeltsten gen verehre, du solltest mir den Räuber fressen oder dran
erwürgen! Ich bin in einer ehrlichen Fehde begriffen. Du könntest Gott
danken und dich vor der Welt groß machen, wenn du in deinem Leben eine
so edle Tat getan hättest, wie die ist, um welcher willen ich gefangen sitze.
Rat winkt dem Ratsherrn, dieser zieht die Schelle)
Nicht um des Gewinstes willen, nicht um Land und
Leute unbewehrten Kleinen wegzukapern, bin ich ausgezogen. Meinen Jungen
befreien uͤnd mich meiner Haut zu wehren! Seht ihr was Unrechtes
ran? Kaiser und Reich hätten unsere Not nicht in ihrem Kopfkissen ge—
fühlt. Ich habe, Gott sei Dank, noch eine Hand, und habe wohl getan, sie
zu brauchen.
Bür ger (treten herein, Stangen in der vand, Wehren an der Seite)
Gögßt. Was soll das?
Rat. Ihr wollt nicht hören. Fangt ihn!