Vater und Sohn fielen ihm zu Füssen. Der Sohn bat den 
Offizier, ihn mitzunehmen, da er einem so guten Herrn nicht gern 
Schaden verursachen möchte. Aber der gutherzige Mann bestand 
darauf, dass er bei seinem Vater bleiben solle. Kaehdem er beide 
aus dem Gefängnisse geführt hatte, reiste er fröhlich von Ulm ab. 
Er hatte das Gefühl, zwei gute Menschen glücklich gemacht 
zu haben. Pustkuchen-Glanzow. 
40. Sprichwörter und Denksprüche. 
Ehre Vater und Mutter! — Ein gutes Kind gehorcht ge¬ 
schwind. — Zucht und Tugend ziert die Jugend. — 'Wer seine 
Eltern liebt und ehrt, ist Gott und Menschen lieb und wert. — 
Die Eltern, die mich herzlich lieben, will ich durch Undank nie 
betrüben. 
41. Das brave Mütterchen. 
Es war mitten im Winter, und das Eis stand. Da beschlossen 
die Bewohner der Stadt Husum in Jütland, ein großes Fest zu feiern. 
Sie schlugen auf dem Eise Zelte auf, und alt und jung versammelte 
sich draußen. Die einen liefen Schlittschuh, andere fuhren in 
Schlitten. In den Zelten erscholl die Musik, und Tänzer und Tänzerinnen 
schwenkten sich in fröhlichem Kreise. So verging der Tag, und der 
helle Mond stieg auf; aber der Jubel schien nun erst recht an¬ 
zufangen. 
Nur ein altes Mütterchen war in der Stadt zurückgeblieben. 
Sie war krank und gebrechlich und konnte ihre Füße nicht mehr ge¬ 
brauchen. Aber da ihr Häuschen auf dem Deiche stand, konnte sie 
von ihrem Bette aus die Freude mitgenießen. Wie es nun gegen 
den Abend kam, gewahrte sie im Westen ein kleines, weißes Wölkchen, 
das über dem fernen Horizonte aufstieg. Sogleich befiel sie eine 
unendliche Angst. Da sie mit ihrem Manne zur See gewesen war, 
so verstand sie sich auf Wind und Wetter. Sie rechnete nach: „In 
einer kleinen Stunde wird die Flut da sein, dann ein Sturm los¬ 
brechen, und alle sind verloren!" 
Sie rief und jammerte, so laut sie konnte, aber kein Mensch 
war in ihrem Hause. Auch die Nachbarn waren alle auf dem Eise; 
niemand hörte sie. Unterdes ward die Wolke immer größer und all-