Full text: [Teil 7, [Schülerband]] (Teil 7, [Schülerband])

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Entlaßt ihn ungekränkt in seine Hütte! 
Er hat Euͤch kennen lernen; dieser Stunde 
Wird er und seine Kindeskinder denken. 
ßler. Offnet die Gasse! Frisch! was zauderst du 
Dein Leben ist verwirkt; ich kann dich töten, 
Und sieh', ich lege gnädig dein Geschick 
In deine eigne, kunstgeübte Hand. 
Der kann nicht klagen über harten Spruch, 
Den man zum Meister seines Schicksals niacht. 
Du rühmst dich deines sichern Blicks! Wohlan! 
Hier gilt es, Schütze, deine Kunst zu zeigen; 
Das 8 ist würdig, und der Preis ist groß! 
Das Schwarze treffen in der Scheibe, das 
Kann auch ein andrer; der ist mir der Meister, 
Der seiner Kunst gewiß ist überall, 
Dem 's Herz nicht in die Hand tritt noch ins Auge. 
Walther Fürst irft sich vor ihm niedey. Herr nb r erkennen Eure 
Hoheit; 
Doch lasset Gnad' für Recht ergehen! Nehmt 
Die Hälfte meiner Habe, nehmt sie Vuz 
215 NMur dieses Gräßliche erlasset einem Vater! 
Walther Tell. Großvater, knie nicht vor dem falschen Mann! 
Sagt, wo ich hinstehn soll! Ich fürcht' mich nicht, 
Der Vater trifft den Vogel ja im Flug; 
Er wird nicht fehlen auf das Herz des Kindes. 
220 Stauffacher. Herr Landvogt, rührt Euch nicht des Kindes Unschuld? 
Rösselmann. O denket, daß ein Gott im Himmel ist, 
Dem Ihr müßt Rede stehn für Eure Taten! 
Geßler (zeigt auf den Knaben). Man bind' ihn an die Linde dort. 
Walther Tell. Mich binden? 
VWein, ich will nicht gebunden sein. Ich will 
225 Still halten wie ein Lamm und auch nicht atmen. 
Wenn ihr mich bindet, nein, so kann ich's nicht, 
So werd' ich toben gegen meine Bande. 
Rudolf der Harras. Die Augen nur laß dir verbinden, Knabe! 
Walther Tell. Warum die Augen? Denket Ihr, ich fürchte 
Den Pfeil von Vaters Hand? Ich will ihn fest 
Erwarten und nicht zucken mit den Wimpern. 
Jrish Vater, zeig's, daß du ein Schutze bist! 
r glaubt dir's nicht, er denkt uns zu verderben; 
Dem Wütrich zum Verdrusse schieß' und triff! 
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Er geht au die Linde, man legt ihm den Apfel auf.) 
235 Melchthal gu den Landleuten). Was? Soll der Frevel sich vor unsern Augen 
Vollenden? Wozu haben wir geschworen? 
Stauffacher. Es ist umsonst. Wir haben keine Waffen; 
Ihr seht den Wald von Lanzen um uͤns her. 
Melchthal. O, hätten wir's mit frischer Tat vollendet! 
240 Verzeih's Gott denen, die zum Aufschub rieten!
	        
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