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Doch länger schweigen wär' Verrat zugleich
An meinem Vaterland und an dem Kaiser.
Bertha irft sich zwischen ihn und den Landvogt).
O Gott, Ihr reizt den Wütenden noch mehr.
280 Rudenz. Mein Volk verließ ich, meinen Blutsverwandten
Entsagt' ich, alle Bande der Natur
Zerriß ich, um an Euch mich anzuschließen;
Das Beste aller glaubt' ich zu befördern,
Da ich des Kaisers Macht befestigte.
Die Binde fällt von meinen Augen: schaudernd
Seh' ich an einen Abgrund mich geführt,
Mein freies Urteil 3 Ihr irr' geleitet,
Mein redlich Herz verführt. Ich war daran,
Mein Volk in e Meinung zu verderben.
290 Geßler. Verwegner, diese Sprache deinem Herrn?
Rudenz. Der Kaiser ist mein Herr, nicht Ihr. Frei bin ich,
Wie Ihr, geboren, und ich messe mich
Mit Euch in jeder ritterlichen Tugend.
Und ständet Ihr nicht hier in Kaisers Namen,
Den ich verehre, selbst wo man ihn schändet,
Den Handschuh würf vor Euch hin, Ihr solltet
Vach ritterlichem Brauch mir Antwort geben.
Ja, winkt nur Euren Reisigen! ich stehe
Nicht wehrlos da, wie die (auf das Volt zeigend); ich hab' ein Schwert,
Und wer mir naht —
Stauffacher (uft. Der Apfel ist gefallen!
— 3
Gndem sich alle nach dieser edenande hnd menn shin Edenz und den Landvogt sick
Rösselmann. Der Knabe lebt!
Viele Stimmen. Der Apfel ist getroffen!
Walther Fürst schwankt und droht zu sinken, Bertha hält ihn.)
Geßler erstaun). Er hat geschossen? Wie? Der Rasende!
Bertha. Der Knabe lebt! Kommt zu Euch, guter Vater!
Walther Tell gommt mit dem Apfel gesprungen).
Vater, hier ist der Apfel! Wußt ichs ja,
305 Du würdest deinen Knaben nicht verletzen.
Tell stand mit pren en Leib, als wollt' er dem Pfeil folgen, die Armbrust entsinlt seiner
Hand; wie er den Knaben kommen fieht eiller n mit ausgebreiteten Armen entgegen une
hebt ihn mit heftiger Inbrunst zu seinem Herzen Mu in dieser Stellung sintt er krastlos zu
sammen. AUlle stehen gerühtt.
Bertha. O güt'ger Himmel!
Walther Fürst (u Vater und Sohn). Kinder! meine Kinder!
Stauffacher. Gott sei gelobt!
Leuthold. Das war ein Schuß! Davon
Wird man noch reden in den spät sten Zeiten.
Rudolf der Harras. Erzählen wird man von dem Schützen Tell
310 Solang' die Berge stehn auf ihrem Grunde.
Meicht dem Landvogt den Apfel.)