Full text: Länderkunde von Europa (Bd. 2)

Die Phlegräischen Felder. 472 
vollen Statuen, die Zimmerwände mit 
schönen Wandmalereien geschmückt und die 
Fußböden mit Mosaiken, mitunter sogar 
mit Mossaikge mälden ausgelegt. Auch die 
unzähligen Gebrauchsgegenstände zeu- 
gen von Wohlstand und hochentwickeltem 
Kunstsinn. Alles, was man findet, wird 
in das Nationalmuseum in Neapel gebracht, 
nur einem Hause (dem der Vettier) hat 
man seinen ganzen Hausrat und seinen 
ganzen Schmuck gelassen und es in seiner 
ursprünglichen Gestalt wiederhergestellt. 
Den Besucher umfängt hier eine Häuslich- 
keit, die rund zwei Jahrtausende zurückliegt! 
~ Groß ist die Zahl der öffentlichen 
Gebäude und Anlagen, von denen das 
[Nach einer Photographie der Neuen Photographischen Gesellschaft Forum (Abbildung 243, vgl. auch Rom), die 
Ülühsang tee E REIT Isistempel. Basilika (Gerichtshalle), mehrere Tempel 
' (Abbildung 244), Badehäuser, drei Theater 
Auf tt: zu wälzten sich mächtige r ra. fräl ""V criveu die 
Stadt. In [päteren Jahrhunderten, nicht 79 n. Chr., wie man oft liest, ergossen sich dann noch 
wiederholt glühende Lavamassen über die Stätte, und heute erhebt sich über ihr die Stadt Resina. 
Trotz dieser harten Bedeckung hat man auch hier kleine Teile der verschütteten Stadt freigelegt. 
Auch auf der Grabdecke Stabiäs steht heute eine neue Ortschaft: Castellammare Z da, 
wo die Halbinsel Sorrent beginnt. Geringfügige Ausgrabungen hat man auch hier, wo Plinius 
bei dem Vesuvausbruch von 79 an den Gasen erstickte (s. $ 61, Fuß 2), vorgenommen. 
7. Die Phlegräischen Felder. 
: Ikanis mus; Landsschaftliches.) Wie Neapel im Osten den Vesuv als Nach- 
bar he. Gul ihm auch im gur [ha stlihest). § vulkanisches Gebiet benachbart, die Phle- 
gräischen tet er!). Sie begrenzen den Golf von Neapel im Norden und werden durch den 
olf von Pozzuoli tief ausgebuchtet. Es ist eine Landschaft, die gleichermaßen das lebhafteste 
geologische, landschaftliche und historische Interesse in Anspruch nimmt. | Zunächst das geologische; 
es ist eins der merkwürdigsten vulkanischen Gebiete der Erde, so dicht vefrft mit (: 
plosions-)Kratern?), kleinen Vulkankegeln, Ringwällen und Kraterseen, daß es in noch höherem 
Maße einer Mondscheimlandschaft gleicht als die Eifel oder die Auvergne ?). (Val. Eifel, V. E. 
s 147.1 Tb Das merkwürdigste dabei ist: all diese Krater und vulkanischen Gebilde liegen inner- 
hlt eines großen Hauptkraters, denn die ganzen „Felder“ muß man als einen einzigen 
rater ansprechen, oder genauer, als den nördlichen Teil eines Kraters. Der südliche Teil 
liegt unter der Bucht von Pozzuoli, deren Grund ebenso mannigfach gestaltet ist als die 
Phlegräischen Felder. Einer der unterseeischen Vulkankegel erhebt sich über die Wasserfläche 
und bildet die reizende kleine Insel Nisida. | Und auch die Inseln Procida und Jschia, die den 
Golf von Neapel weiter seewärts begrenzen, sind Teile dieses mächtigen vulkanischen Gebietes. ~ 
Der letzte Ausbruch in den Brandfeldern fan Iss statt. Es wurde dabei in nenig Tagen an 
der Stelle eines kleinen Dorfes der Ytotle. ters 1401 hz rfseshüttet gur gt dre 
ü upti üssen sich die egräischen er unter Wässer l ' 
trsteir Uuserkche (Emptiqnen );»tisen h zie s Oberflächengestaltung gaben, waren Jie bereits 
dem Meere entstiegen. Noch später, schon in historischer Zeit. trat ~ wenigstens im Küsten- 
1) Phlegra nannten die Alten den Kampfplay der Giganten, und diesen glaubte man 
in dieser LU egts durchwühlten Gegend zu finden. ~ Cine passende deutsche Bezeichnung wäre 
etwa „Brandfelder“. Ess Auswurfkegel 
2 . ; . 
) Fier if treuer Se zhre Uusu. bilbet der prachtvolle Hrater slstroni (s. Wand- 
karte, Eckkarte Neapel). Er hat nur einen Durchmesser von 1!4 bis 2 kn, senkt ( ich aber 200 m 
tief hinab und ist heute ~ ein ZrytttrgtUr !umher Uuzchciupark ssüvliak Ze! 
nahe bei Pozzuoli, liegt die Solfatara. ebenfa s ein runde s L (40 V U 
und insofern noch vulkanisch tätig, als es unausgesett „heiße Gase ausstößt. [ 
Ö i die Hundsgrotte bekannt, in der noch immer das bekannte grausame 
q §tchmutusen gr rie z cfühet wird. – Ein Kratersee ist der durch seine düstere 
Einsamkeit bekannte Avernersee (westlich von Astroni, nahe der Westküste).
	        
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