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der an Wuchs und Gemüt, wie er sagt, nachartet dem Vater.
Mütterchen, habe mich lieb, ich will auch artiges Kind sein!
Fröhliches Herz und Lotes Geficht, das hab ich beständig,
auch wenn der Ost nicht weht. Mein Verchen sagte mir ostmals,
klopfend die Wang', ich würde noch frank vor lauter Gesundheit.“
Jeho sagte der Sohn, sein Weib darstellend der Mutter
Mütierchen, nehmt sie auf Glauben! So zart und schlank, wie sie dasteht,
st sie mit Leib und Seele vom edelsten Kerne der Vorwelt.
Daß sie der Mutter nur nicht das Herz abschwatze des Vaters!
Komm denn und bring als Gabe den zärtlichsten Kuß zum Geburtstag!“ —
Schalkhaft lächelte drob und sprach die treffliche Gattin:
„Nicht zur Geburtstagsgabe! Was Besseres bring ich im Koffer
Unserem Vater zur Lust und dem Mutlerchen, ohne dein Wissen.“
Sprach's und faßte dem Manne die Hand; die führende Mutter
offnete leise die Tür und ließ die Kinder hineingehn.
Äber die junge Frau, voll Lieb' im lächelnden Antlitz,
hüpfte voraus und küßte den Greis. Mit verwunderten Augen
sah er empor — und hing in der trautesten Kinder Umarmung.
Johann Heinrich Voß.
47. Ue mueh nĩ mehr.
Levt harr he as en Ohristenminsch He seggt: „Vertell mi wat,
un arbeidt, as dat hör; Jehannl
Ne sarr vin Lust, he harr sin Last, Denn Næn de von toværn,
Le much toletz ni mehr. n as be beid noch Burben weern
He weer ni krank un doch nmi un Jungs un halye Georn.
recht, He hör em to as na en Leed,
he leeg un harr keen Rau; as wenn he VWunner hör;
qo an n ett seet, weer sin Rnecht, he ley noch mal de schöne Tid
ok de weer old un grau. un frei se noch mal dær.
Denn sa he: „Nu is't nog, Jehann;
ik föhl, nu kummt uns Herr.“ —
o mak he saeht de Ogen to,
le much toletz ni mehr. Klaus Groth.
48. Bei dem Grabe meines Vaters.
riede sei um diesen Grabstein her,
u Friede Gottes! Ach, sie haben
einen guten Mann begraben,
und mir war er mehr.
Träufte mir von Segen, dieser Mann,
wie ein milder Stern aus bessern Welten!
Und ich kann's ihm nicht vergelten,
was er mir getan.