I. Aus der Heimat.
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ein. Hier in Lübeck versammelten sich die mit Heinrich und Adolf ver⸗
bündeten Heere: Albert mit seinen Sachsen, die Söhne Burewins, Mecklen⸗
burgs Fürsten, einst Vasallen Waldemars, dazu der alte Dänenfeind, Erz⸗
bischof Gerhard von Bremen. Und nicht die schlechtesten führte Alexander
von Soltwedel, Lübecks Bürgermeister, herzu. Es war ein stattliches Heer,
das aus dem Holstentore der alten Travestadt auszog und sich bald mit
den Truppen Heinrichs und Adolfs vereinigte. Nun ging's dem Feinde
entgegen, der auch nicht mehr lange auf sich warten ließ.
Dort, wo der Mittelrücken des Holstengaus sich am höchsten erhebt
und Trave, Eider und Stör ihre Quellen haben, auf dem weiten Heideland
in der Nähe Bornhöveds, stießen die beiden Heere aufeinander. Zwei Tage
lang lagen sich in weiter Ausdehnung die feindlichen Scharen gegenüber,
sich gegenseitig beobachtend. Auch der geringste Kriegsmann hatte das
Bewußtsein, daß es eine wichtige Entscheidung gelte. Daher zögerte jede
Partei, aus der zuwartenden Stellung herauszutreten und die Losung zum
Kampfe zu geben. So geht dem wilden Toben des Sturmes eine dumpfe,
unheimliche Schwüle voraus. Als aber das Licht des dritten Tages auf⸗
dämmerte, da traten auf holsteinischer Seite die Heerführer zum Kriegsrate
zusammen. Am Abend vorher waren von Lager zu Lager Herolde gegangen
und hatten für den nächsten Tag eine Feldschlacht angesagt. Jetzt galt es,
die Schlachtordnung aufzustellen. Dem Zentrum der Dänen gegenüber, das
der alie, kriegsgewaltige und siegesgewohnte Waldemar selbst führte, sollten
die Holsten und Bremer stehen; auf dem linken Flügel sollte gegen den
Herzog von Lüneburg der Sachsenherzog Albert kämpfen, auf dem rechten
hatten Heinrich von Schwerin und der Bürgermeister von Lübeck, ihnen zur
Seite die Wendenfürsten, Burewins Söhne, gegen den ältesten Sohn Walde⸗
mars, den jungen König, zu streiten.
Bald waren diese Anordnungen ausgeführt. Jetzt banden die Ritter
ihre Helme fester; ein jeder warf einen prüfenden Blick über sein Waffen⸗
zeug. Dann ging es auf den Feind, der sich mittlerweile auch kampfbereit
gemacht hatte.
Als die Sonne des 22. Juli 1227, des Maria-Magdalenen-Tages, auf⸗—
ging und ihre ersten Strahlen über das weite Blachfeld von Bornhöved
warf, da führte Erzbischof Gerhard von Bremen, den Kampf eröffnend, die
Seinen zum Angriff vor. Kurz zuvor hatte er noch segnend seine Hände
iber die Krieger gebreitet; jetzt war das Meßgewand mit dem engen Panzer
vertauscht, und gleich jenem dänischen Bischof Absalom, dessen kriegsgeübter
Arm nie erlahmte und dessen tief gefurchtes Antlitz die scharfen Spuren be—
ständigen rauhen Kriegslebens zu Wasser und zu Lande trugen, stürmte er
elbst den Seinen hoch zu Roß voraus in die blutige Feldschlacht. Bald