L. Aus der Heimat.
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wurden sehon uber 20000 Besueher der sehönen Insel gezahlt, die
gröhtenteils über Hamburg oder Bremen kamen, um lLängere oder
urzere Zeit in der frischen Seeluft die ersehlafften Lebensgeister zu
stãhblen. Der ganz allmählieh abfallende Strand der Dune mit seinem
reinen, weihen Sande bietet einen gan⸗ trefflichen Badegrund. Preilieb
musven die Gaste siob zu jedem Bade von der Insel in offenen Booten
übersetzen, bei starkem Wellensehlage sieh sogar von den Helgoländer
Schiffern aus dem Boote an den Strand tragen lassen. Jedoeh ist
keine Gefahr dabei; sieht man's doeh den kernigen, rubigen Scehiffern
auf den ersten Blick an, daß man siebh ihnen anvertrauen dart.
Die Häuser der Insulaner — die Insel hat etwas uüber 2300 an-
sasssige Vinwohner — stehen teils auf dem Unterlande, teils auf dem
anstobenden Felsrueken. Die Verbindung zwischen beiden Teilen wird
dureh eine mäehtige Steintreppe mit 182 Stufen und einen Fahbrstubl
vermittelt. An der Seite der Treppe stehen im Sehutze der Velswand
einige sehöne, starke Ulmen, wie denn aueh sonst das Unterland nieht
ganz baumlos ist, vird doeh die ganze Landzunge von einer Allee, der
„Bindfadenallee“, durehzogen. Die „Rartoffelallee“ freilieh, der Sparier·
gang auf dem Oberlande dureh seine ganze Länge, führt nur zwischen
uoffelfeldern und Iekern mit Klee, Hafer und Gerste hin, dann über
Weidelandereien, auf denen einige Kube, Sehafe und Ziegen grasen.
Im Oberlande ragen, weithin siehthar, zwei Türme empor. Der
eine gehört der St. Nikolaikirebe an, die, zum Teil aus Felssteinbrocken
erbaut, wettertrotzend inmitten des Kirehhofs stebt. Der andere ist
der sehlanke, gelb sehimmernde Leuehtturm, von der deutsechen Re-
gierung erbaut, der sieh auf dem höcbsten Teilo des Oberlandes er-·
Rebt und sein Lieht bei klarem Wetter auf etwa 40 Seemeilen im
Umkreise hin verbreitet.
Helgoland befand sieh von 1807 bis 1890 im Besita der Eng-
länder, während früher der Danebrog über der Insel geweht hatte.
Am 10. August 1890 ergriff Kaiser Wilhelm I. im Namen des Deutsehen
Reiches feierlieh von ibr Besitz, naebdem die Engländer sie in einem
Vertrage abgetreten hatten. über dem Regierungsgebäude weht seit-
dem die sebwarz-weib-rote Flagge, und vor dem Sehilderhause an der
LKaserne steht eine deutsebe Blaujacke. Hier und da bekommt man
aueh etwas von den starken Befestigungsanlagen zu sehen, obwobl
das meiste unter der Erde oder vielmehr im PVelsen steekt. Belgoland
igt nämlien in deutschen Händen zu einem starken, vorgeschobenen
Beobachtungsposten unserer Nordseekũste geworden, der so leieht nieht
in Feindes Hand gelangen vwird.