II. Bilder aus der deutschen
Geschichte.
35. Die Schlacht im Teutoburger Walde.
VDꝛun und Tiberius hatten das Land zwischen dem Rhein und der
Weser mehr durchstreift als erobert; doch waren die römischen Vor—
posten und Kastelle bis an die Lippe und Ems gerückt, und die Römer
betrachteten das Land als ihre Provinz und behandelten es als solche
Die römischen Legionen befehligte jezt Quincktilius Varus. Der saß unter
den Germanen zu Gericht, als wäre es auf dem römischen Markte gewesen,
und richtete die Männer in einer Sprache, die sie nicht verstanden, nach
Gesetzen, die sie nicht kannten, nach einer Ordnung, die für ihren Zustand
nicht paßte. Nichts aber ist freien Menschen schmerzlicher, als Befehle in
fremden Sprachen hören müssen und nach Gesetzen gerichtet werden, die sie
sich nicht gegeben haben. Und Gott wollte, daß die Germanen nicht Knechte
werden sollten, und er hatte einen Jüngling erweckt unter ihnen, der sie
erlösen sollte, und dieser Jüngling hieß Arminius oder Hermann.
Es war aber Arminius ein Fürst aus dem Volke der Cherusker, die
wohnten in dem Lande zwischen dem Harz und der Weser, und er hatte
einen hohen und kühnen Mut und verstand auch den Krieg, wie ihn die
Römer führten; denn er war als Kriegsmann unter ihnen gewesen und
Freund und Ritter genannt worden, und es war gar ein behender, geschickter
und kluger Jüngling. Und er ergrimmte in seinem Herzen, als er sah, wie