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des Hederich und Hirsegrases und anderer von keinem Landmanne gern
gesehener Feldpflanzen. Sie reinigen die Felder von schädlichen
Pflanzen, wie die oben genannten die Fluren von schädlichen Tieren.
Es bedarf keiner weiteren Aufzählung solcher beweisenden Bei—
spiele, um jeden denkenden Menschen zu überzeugen, daß die Vögel un—
entbehrliche Ordner und Erhalter des Gleichgewichts in der Natur sind;
es bedarf keiner Erinnerüng an die Schlangenfresser oder Leichen—
bestatter und Abdecker südlicher Länder, um den uns durch sie unmittel⸗
bar oder mittelbar gestifteten Nutzen erkennen zu lassenn Ihr ganzes
Leben gewährt uns eine ununterbrochene Folge von Wohlthaten.
Und wie selten wird ihr Wirken von dem Menschen gewürdigt!
Unbedachtsam rottet man die Wohnungen einer Menge höchst wichtiger
Vögel aus und zwingt sie dadurch zur Auswanderung; frevelhaft ver—
folgt und tötet man sie selbst. Die Folgen dieses Gebarens machen
sich verständlich genug erkennbar. Immer häufiger und immer fühl⸗
barer wird die Raupenpest, immer verderblicher der Krieg der Mause
gegen uns; beider unerbittlichste Feinde hat man verachtet und ver—
trieben, — und solches rächt sich. Darum Schutz den Vogeln!
246. Der Christ und der Muhammedaner.
PErnst von Uouwald.
Bueh fũr Kinder gebilldeter Stände. I. Bdeh. Leipeig. 1820. 8. 94.
Zwei Brüder, Wolfgang und Raimund, beide in Deutschland
geboren und erzogen, schifften sich einst nach Malta ein. Der Vater
hatte früh schon den jüngsten in die Ordensliste der Malteser Ritter
eintragen lassen, und des Jünglings schwärmerischer Sinn zog ihn
unwiderstehlich selbst nach dieser Insel, um dort dem Orden als wirk
licher Ritter zu dienen. Wolfgang liebte den Bruder zu innig, als
daß er sich von ihm hätte trennen mögen. Er verkaufte seine Be—
sttzungen, nahm sein bedeutendes Vermögen zusammen, begleitete seinen
Raimund nach Malta und kaufte dort schoͤne Ländereien an. Hier
wurde er ein glücklicher Gatte und Vater und erschuf, während der
Bruder im Dienste des Ordens oft gegen die Korsaren zur See focht,
mit frommem häuslichem Sinne sich ein kleines Paradies. Aus den
gefahrvollen Kämpfen zurückkehrend, fand Raimund hier immer Ruhe
und Erholung, und wenn er nun von den überstandenen Gefahren e
zählte, sich der erkämpften Siege erfreute und nicht unterließ, seinen
Haß gegen die Ungläubigen laut auszusprechen und einen ewigen Krieg
gegen sie zu geloben, dann suchte ihn oft der sanftere e n zu
überzeugen daß man wohl auch andere Waffen gegen sie gebrauchen
müsse als das bloße Schwert.
So hatten sie viele Jahre schon auf Malta gelebt, als der Orden
einen Hauptschlag gegen die Korsaren, die ihm kürzlich mehrere Schiffe
genommen hatten, auszuführen beschloß. Auch Rainiund ging mit in
diesen Kampf, er kehrte aber nicht wieder zurück. Die christlichen Ritter
erfochten zwar große Vorteile, verloren jeboch auch manches, wozu denn
D Ein Korsar, ein umherkreuzender Seerüuber.