94. Mahnung. — 95. Der Rabe und der Fuchs.
Lũgen zu bemunteln! Das aufrichtige Geständnis eines Pehl-
tritts ist immer seine besto Entschuldägung. Die Kinder Godes
wvandeln nicht auf krummen Wegen und ihr Her- iet ohn—
alten. Mit der Wahrheit besteht man sein ganzes Leben, mit
der Lüge oft Laum eine Stunde. Lügen haben Lurze Beno.
Scherze niemals über ernste Sachen!l Ehre, Augen und Ge-
wissen leiden keinen Scherz.
94. Mahnung.
Friedrich Haug, nach Walter v. d. Vogelweide.
Hütet eure Zungen 3 Hütet eure Ohren
Vor Beleidigungen! Oder ihr seid Toren!
Laßt kein böses Wort hervor! Laßt kein böses Wort darin;
Stoßt den Riegel vor das Tor! Es verunehrt euern Sinnl
2. Hütet eure Augen! Ohren, Augen, Zungen
Blendung will nicht taugen. Hütet, liebe Jungen!
Laßt sie weg vom Bösen seh'n! Leider walten diese drei
Lehrt sie nur das Gute späh'n! Allzu rasch und allzu frei.
95. Der Rabe und der Fuehs.
Gotthold Ephraim Lessing. k 275.
LEin Rabe trug em Quck vergiftetes Fleiseh, das der ereiirmto
Gurtner fur die Kaleen seines Nachbars hingeivorfen natte, in seimnen
Rauen fort.
Und eben uollte er es auf einer alten Biche veræehren, als sieh
ein Luehs herbeischlich umd im eurif: ei mir gesegnet, Vogel
des Npilerl⸗ —Mir uwen sielist du mich ane fragte den Raube
—Mir wen ich dioh anseleke eruviderte der Puchs, bist du mioht
der nmistige Adler, der tuglich von der Rechten des Zeus au diese
Eiche herabkommt, mich Armen eu e Marνm verstelst du
dich? behe ieh denn nieht in der siegreichen Rlaue die enflehte
Gabe, die mir deim Gott durch dich eu cniαα noh fortfuhrte
Doer Rabe erstaumte umd freute sich innig, für einen Adler ge
halten eu werden Ieh muße, dachte er, äen Puchs aus dien
Lrrtum nicht brongen. — Großmitiq dumm ließ er ihm also Seimen
Raub herabfallen umd floq stole davon.
Der Puchs finq das Hleisch lachend auf umd Fraß es mit bos
hafter Ereude. Doch bald verhehrte sich die Freude in ein Schmene
hoaftes Gofuhl; das Gift fing an eu wirsen und er starb.
Mõchtet ihr euen nie etivas anderes als Gift erloben, inr
Schmeichler!
5.