Full text: [Schuljahr 8, [Schülerband]] (Schuljahr 8, [Schülerband])

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Messergleich teilt sein scharfer Bug die Wellen, während es 
wie ein Federball auf ihnen tanzt, bald hoch auf ihren Spitzen 
schwebend bald tief in das Wellental hinabsinkend. Aber trotz seiner 
schnellen Fahrt nimmt es noch kein Wasser über. Der junge Kom— 
mandant steht auf dem Hinterdeck und schaut mit stiller Befriedi— 
gung dem Spiele der Wogen zu. Dann geht er in seine Kajüte 
hinunter um noch ein paar Stündchen zu schlummern; denn in der 
nächsten Nacht wird wenig an Schlaf zu denken sein. Dann geht 
es um Skagen und durch das gefürchtete Kattegat und er kann 
das Verdeck nicht verlassen, während er es bei Tage seinem be— 
währten Obertorpeder wohl anvertrauen darf. Schon beginnen 
seine Gedanken zu verschwimmen, da schnellt er plötzlich von seinem 
Lager empor. Ein Schrei hat ihn geweckt. Im selben Augenblick 
stoppt auch die Maschine und über seinem Kopfe hört er die Schritte 
von hin⸗ und herlaufenden Menschen. Er stürmt an Deck. „Was ist 
vorgefallen?“ ruft er mit gepreßter Stimme. „Mann über Bord!“ 
lautet die Antwort, jener schaurige Ruf an Bord, der alle Herzen 
erzittern läßt. Der Kommandant braucht keine weiteren Befehle 
zu erteilen, der umsichtige Obertorpeder hat bereits die richtigen 
gegeben. Im Augenblicke, wo der Mann auf dem schlüpfrigen, 
nur von einem Strecktau umgebenen Deck ausglitt und über Bord 
fiel, flog ihm auch schon die stets klar hängende Rettungsboje zu, 
die einen Verunglückten bis zur Brust über Wasser hält. Ohne 
weiteren Befehl stürzte die Besatzung zu dem auf dem Deck liegenden 
Boote, um es blitzschnell zu lösen und mit nervigem Arm über Bord 
zu schieben, während ein Unteroffizier und ein zweiter Mann auf 
den Kommando⸗ und Steuerturm sprangen, um den Verunglückten 
mit den Augen zu verfolgen und dem nacheilenden Boote die Rich— 
tung anzugeben. Es dauert keine Minute, bis das letztere zu Wasser 
gebracht ist und abstößt. Aber trotz des kräftigen Rückwärtsschlagens 
der Schraube ist das Torpedoboot bei seiner rasenden Fahrt noch 
Hunderte von Schritten vorausgeschossen, ehe es zum Stillstande 
gebracht werden kann. 
Alle spähen nach dem Mann. Er ist verschwunden und das 
Herz krampft sich zusammen. „Ich sehe ihn, ich sehe ihn!“ ruft 
freudig der Obertorpeder und zeigt mit ausgestrecktem Arm, wohin 
die Leute im Boote zu rudern haben. „Er hat die Boje!“ ergänzt 
er seine Meldung. Alle atmen tief auf. Gott sei Dank! Diesmal 
ist das drohende Unheil noch glücklich abgewendet worden und ein 
jubelndes Hurra begrüßt den Augenblick, in dem der Verloren—
	        
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