Full text: [Schuljahr 8, [Schülerband]] (Schuljahr 8, [Schülerband])

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geglaubte vom Boote geborgen wird. Das Torpedoboot dampft 
ihm entgegen und bald befindet er sich an Bord, freilich fast er— 
starrt in dem eisigen Wasser; aber ein Glas heißen Grogs setzt sein 
Blut in die nötige Wallung und bringt ihn schnell wieder auf die 
Beine. Ein halbstündiger Aufenthalt im Maschinenraume trocknet 
ihn bis auf die Knochen und das unfreiwillige Bad bei zwei 
Grad Kälte bringt einer derben Seemannsnatur weiter keinen 
Schaden. 
Das Torpedoboot nimmt seinen alten Kurs wieder auf und 
peitscht abermals durch die zischenden Fluten. Aber mit dem er— 
hofften Schlummer des Kommandanten ist es vorbei. Die Reise 
hat nicht gut begonnen und eine unbestimmte Ahnung sagt dem 
Offizier, daß noch Schlimmeres folgen könne. Der Himmel bleibt 
dicht bedeckt, die Luft bitterkalt. Noch hält sich das Barometer 
auf derselben Höhe, aber die Brise wird etwas strammer. Die 
See wächst und der Gischt beginnt dampfend über den Bug zu 
sprühen. Doch das darf den Dienst nicht hindern. Von 2—3 Uhr 
ist Instruktion vorgeschrieben und sie darf nicht ausfallen, wenn 
auch der Obertorpeder sich an die Kanone und die Matrosen sich 
an das Strecktau klammern müssen um nicht umzufallen. Hinten 
auf dem Deck steht der Kommandant und freut sich über den Eifer 
seiner Leute. Da kommt auf einmal eine stärkere See angerollt 
und bricht unerwartet über die Breitseite des Bootes. Das Wasser 
läuft den Matrosen in den Nacken und dem Obertorpeder in den 
gerade geöffneten Mund. Vom Hinterdeck erschallt das Kommando: 
„Ausscheiden mit Instruktion, die Leute sich umziehen lassen!“ 
worauf alle eiligst in der Luke zum Zwischendeck verschwinden. 
Die Welle hat mit ihrem letzten Gipfel auch das Hinterdeck be— 
strichen und den Herrn Leutnant so gründlich eingeweicht, daß er 
von oben bis unten trieft und keinen trockenen Faden am ganzen 
Körper hat. Im Vertrauen auf sein Boot hat er es verschmäht 
den Südwester aufzusetzen, den wasserdichten Olrock und die See— 
stiefel anzuziehen. Schleunigst verschwindet auch er in die Kajüte. 
Bei Rückkehr auf das Deck sieht er, daß das Barometer ein ganzes 
Millimeter gefallen ist. Die Brise ist schon bedeutend steifer ge— 
worden, eine zweite Sturzsee dampft über das Verdeck und dort 
kommt eine dunkle Schneewolke herangerückt. Hu, das wird eine 
schöne Nacht werden! 
Und sie wird es. Ein regelrechter Nordweststurm macht sich 
auf, die See wird immer gröber. Bald muß die Maschine lang—
	        
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