Full text: [Schuljahr 8, [Schülerband]] (Schuljahr 8, [Schülerband])

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die hohen Schachttürme in die dunstige Luft und um sie herum 
ballen sich die Maschinen⸗ und Kesselhäuser, mit den andern dazu⸗ 
gehörigen Gebäuden zu einem festen, massigen Ganzen. So 
liegen sie mitten in den Städten. Und alle Häuser um sie herum, 
Arbeiterkasernen und Beamtenwohnungen, Kaufläden und Wirts— 
häuser verkriechen sich gleichsam vor ihrer überlegenen Wucht und 
Größe. Wo ein Neubau etwa mit prunkender Fassade sich her⸗ 
vortun will, ein Hotel oder ein Vergnügungslokal, da wirkt er 
nur lächerlich der einförmigen, aber eindringlichen Gewalt der 
Werkanlagen gegenüber. Und der Kohlenstaub hat ihm sein bißchen 
bunten Putz bald zugedeckt. 
Es ist die Zeit des Schichtwechsels. Vor den Toren der Zechen 
drängen sich die Scharen der Arbeiter in dunklen unansehnlichen 
Kleidern. Stetig und gleichmäßig schlucken die Gruben den leben⸗ 
digen Strom ein. Unaufhörlich geht der Betrieb Tag und Nacht; 
er kennt keine Unterschiede zwischen Werktag und Feiertag. Drei⸗ 
mal in 24 Stunden erneut sich die Belegschaft. Dreimal täglich 
fahren frische Bergleute ein, während die alten müde und schmutzig 
ihren Wohnungen zueilen. 
Vor der Einfahrt wechseln wir die Kleider; wir erhalten 
Hose und Rock aus grobem, festem Tuch, dazu derbe Schuhe und 
einen alten Filzhut. Der Geologenstock mit der stählernen Spitze, 
das Steigerabzeichen, vervollständigt den Anzug. Ihn trägt jeder, 
der kein Arbeiter ist. Er ist das einzige Abzeichen der Vorgesetzten 
im Dunkel der Grube, wo der schwarze Staub alle Standes— 
unterschiede verwischt. 
Dicht vor uns erhebt sich jetzt der massive Schachtturm. Auf 
seinem Dache kreisen in einander entgegengesetztem Laufe zwei 
gewaltige stählerne Räder. Über sie laufen Drahtseile, deren eines 
Ende in den Schacht hinunterreicht, während das andere schräg 
nach abwärts läuft und in der Seitenwand eines hohen Hauses 
verschwindet. Dies ist das Förderhaus. Hier liegt die Förder— 
maschine. Blinkend liegen zu beiden Seiten ihre Zwillingszylinder, 
zwischen ihnen die gewaltige Seiltrommel. Vor ihr ist der Stand 
des Maschinisten. Soeben steht die Maschine. Da ertönt ein Glocken⸗ 
zeichen und der Führer rückt den Hebel. Pfeifend strömt der Dampf 
aus den Ventilen in die Zylinder. Wie mit gewaltigem Atemzuge 
setzt die Maschine an. Langsam beginnt die Seiltrommel sich zu 
drehen, das eine Seil auf⸗, das andere abzuwickeln. An den Seilen 
hängen die Förderschalen, von denen die volle jetzt in die Höhe
	        
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