Full text: [Schuljahr 8, [Schülerband]] (Schuljahr 8, [Schülerband])

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Handelszug mit diesem Artikel über Föhring und trug dem Zoll— 
häuschen dort hübsch viel ein. 
Unser Heinrich, der nichts versäumte sein Land und seine 
Einkünfte zu vergrößern, sah mit scheelen Augen auf Föhring und 
das bischöfliche Zollhaus hin. Er hielt es für unbillig, daß die dor— 
tige Brücke, die doch gerade so gut eine halbe Stunde oberhalb 
auf seinem Grund und Boden über die Isar führen könnte, so reiche 
Gefälle in des Bischofs Säckel liefere und daß selbst seine Unter— 
tanen, so sie über die Brücke fuhren, ihren hübschen Teil steuern 
müßten. Er begann wohl mit dem Bischofe hierüber in Unter— 
handlung zu treten, allein es war umsonst. Der Bischof ließ von 
seinem Rechte nichts ab und wollte seine Einkünfte nicht um einen 
Heller geschmälert wissen. Heinrich aber war nicht gewohnt nach⸗ 
zugeben, wenn er einmal einen Streit begonnen hatte. Da er also 
mit der Feder nichts ausrichten konnte, weil ihm sein Gegner in 
dieser Waffe überlegen war, so dachte er, der Stärkere hat recht, 
meine Landsknechte werden dem Handel ein Ende machen. Ge⸗ 
dacht, getan. In einer Nacht des Jahres 1158 ward eine Schar 
Bewaffneter und Werkleute gen Föhring gesandt. Diese zerstörten 
das bischöfliche Schloß Ottenburg bis auf den Grund, hausten 
auch nicht viel weniger übel im Markte, verbrannten die Brücke 
und führten das vorrätige Salz mit sich fort. Alsbald aber baute 
man bei dem Dörflein München eine neue Brücke, leitete die Straße 
dorthin und baute Zoll- und Münzhaus und Salzstädel daran. 
Fortan ging nun der Handelszug über München wie ehedem über 
Föhring. 
Es läßt sich denken, daß Bischof Otto über diese Gewalttat 
viel Lärm aufschlug und scharfe Klage bei dem Kaiser stellte. Denn 
sein Markt und sein Schloß lagen in Schutt, seine Untertanen waren 
ihres Obdaches und Erwerbes beraubt und der Kirche zu Freising 
geschah durch den Entgang des Zolles bedeutender Schaden. Allein 
der Kaiser, Friedrich der Rotbart war es, der doch sonst ein strenger 
Herr war, griff nicht zu, Recht und Urieil zu sprechen. Es waren 
ihm, wie man sagt, die Hände gebunden. Denn erstens war 
er mit einem Kriegsheere auf dem Weg nach Italien, wo ihm 
ein schwerer Kampf bevorstand, zweitens war der Bayernherzog 
sein Freund und zwar ein recht mächtiger, den er eben jetzt hätte 
gar nicht entbehren können. Er zog sich deshalb ganz aus der 
Schlinge und gab vor, der Kriegszug hindere ihn den Handel zu 
untersuchen. Anbei übertrug er die Sache dem Reichsgericht zu 
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