402
3. Vielen aber dauerte die Rüstung der Ritter zu lange. Unter der
Anführung des Einsiedlers Peter und eines Ritters, Walther von Habenichts
zogen sie schon im Frühjahr 1096 durch Deutschland, Ungarn und das
zriechische Reich nach Asien. Weil es ihnen jedoch an Lebensmitteln, Waffen
Ind Uchngen Führern fehlte, kamen sie zum größten Teil unterwegs elend
um. Der griechische Kaiser setzte die übrigen schnell nach Asien über, nur
um ihrer bald los zu werden; in Asien ging aber die Not erst recht an.
Der Ritter Walther und viele andere wurden von den Türken erschlagen, und
Peter kehrte mit einem kleinen Häuflein eilig nach Konstantinopel zurück, um
die Ankunft der Ritter zu erwarten.
¶. Im August 1096 brachen die Heere der Fürsten und Ritter unter
Anführung des Herzogs Gottfried von Bouillon auf. Auf verschiedenen
Wegen zogen sie nach Konstantinopel und von da durch Kleinasien und Syrien
nach dem heiligen Lande. Drei Jahre fast dauerte der beschwerliche Marsch
denn erst am 6. Juni 1099 erreichte man Jerusalem. Von 600000 Mann
waren nur noch ungefähr 20000 Fußgänger und 1500 Reiter übrig; so war
das Heer durch Hunger und Krankheit, durch das Schwert der Feinde nd
besonders bei der Eroberung mehrerer fester Städte zusammengeschmolzen.
5. Am 15. Juli 1099 eroberten die Kreuzfahrer Jerusalem und richteten
unter den Türken ein entsetzliches Blutbad an; selbst Greise, Weiber und
Kinder wurden ein Opfer ihrer Wut. Gottfried von Bouillon wurde zum
König von Jerusalem gewählt, aber demütig lehnte er den Kbnigs tel
ab. Er sagte, er wolle nicht da eine goldene Krone tragen, wo der Heiland
nter einer Dornenkrone gebiutet, und nannte sich nur Beschützer des he—
ligen Grabes. Er starb schon im folgenden Jahre. Sein Bruder Bal⸗
duin wurde sein Nachfolger und nahm den Königstitel an.
So waren nun die Christen im Besitz der heiligen Stadt; allein es war schwere
sie zu behaupten, als sie zu erobern. Das neue Königreich hatte fortwährend Augris
der Türken zu bestehen. Dadurch wurden noch sechs andere Kreuzzüge beranlaßt; s
hatten aber nicht den gehofften Erfolg. Die Feinde drangen immer weiter vor, und
Jahre 1291 verloren die Christen auch den leßten Platz in Palästina, Aklkon Plolemais
Nun wurde kein neuer Zug unternommen, die Begeisterung war erloschen. Die heiligen
Slätten sind daher seit derñ Zeit im Besiß der Muhamedaner geblieben; doch vesndn
sich gegenwärtig in Jerusalem christliche Klöster und auch evangelische Pflegestätten n
die Äufnahme der Pilger, die namentlich zu Ostern sich dort zahlreich einfinden und
denen die lürkische Obrigkeit sowie auch die dortigen Konsuln der christlichen Staaten
vollen Schutz gewähren.
33. Volgen der reuzeaige.
1. Vast 200 Jahre haben die Kreuzzuge gedauert, und gewaltig var in
Einfluss auf Sitte und Religion, auf Kunst 4 Wigensehatt, auf Handel un
Gewerbe, aut Staat und Kirehe. Sie haben dem Abendlande manchen geba
gebracht: gegen 7? Millionen Ohristen sind dabei ungekommen, ohne dals 9
Zweck, die Herrschaft uber das heilige Land, erreieht wurde, mancher
Rranleiten Pocken, Pest und Aussatz) und Laster wurden in das Mendun
—di Handelsyerbinäungen beförderten Luxus und Geut v
7 untergruben die Sitteneinfalt und den sehlichten Glauben und berrag
ten so den innern Verfall der Kirche; aber sie haben aueh viel Gutes gewir
die rohen Bewolner des Abendlandes vurden gebildeter durch die eban
hatt it dem NMorgenlande, — es bildete sieh ein freier Bauernstand, van
viele Leibeigene dureh Teilnahine an den Kreuzzügen die Freiheit, orgarban
dareh den lebhaften Haudelsverkebr und die Gewerbthatigkeit stieß—
Macht und der Reiehtum der Stadté. — Eine andere Wirkung der 8
Ae dis dals s Macht der Rircehe und der Papste sieh hob. Sie qu 3—
ja von der Rirche angeregt. und die Päpste galten als ihre oberston Leĩ