Full text: Deutsches Lesebuch für höhere Lehranstalten

Poesie. — Die poetische Erzählung. 447 
13. Nicht so den süßen Blick auf mich Wo machtlos inn're Qualen sich erprobt, 
gerichtet! Wird endlich, endlich doch der Hunger 
Das Licht der Augen und der Stimme siegen. 
Laut, 21. Es hat der Sturm im Herzen 
G hat der Tod ja alles schon vernichtet. ausgetobt, 
14. Aus deinem hohlen morschen Und hier, wo ich gelitten und gerungen, 
Schädel schaut Hier hab' ich auszuathmen auch gelobt. 
hein solcher Himmel mehr von Seligkeit; 22. Laß, Herr, durch den ich selber 
Versunken ist die Welt, der ich vertraut. mich bezwungen, 
15. Ich habe nur die allgewalt'ge Zeit Nicht Schiff und Menschen diesen Stein 
Uuf diesem öden Felsen überragt erreichen, 
dn grausenhafter Abgeschiedenheit. Bevor mein letzter Klagelaut verklungen. 
16. Was, Bilder ihr des Lebens! 23. Laß klanglos mich und friedfam 
widersagt hier erbleichen; 
dhr dem, der schon den Todten ange- Was frommte mir annoch in später Stunde 
höret? Zu wandeln eine Leiche unter Leichen? 
erfließet in das Nichts zurück, es tagt! 24. Sie schlummern in der Erde kühlem 
17. Steig' auf, o Sonne! deren Schein Grunde, 
beschwöret Die meinen Eintritt in die Welt begrüßt, 
hur Ruh' den Aufruhr dieser Macht- Und längst verschollen ist von mir die 
genossen, Kunde. 
Und ende du den Kampf, der mich zerstöret! 25. Ich habe, Herr! gelitten und 
18. Sie bricht hervor, und jene sind gebüßt, — 
zerflossen. — Doch fremd zu wallen in der Heimat — 
Ih bin mit mir allein und halte wieder nein! 
Die Kinder meines Hirns in mir ver- Durch Wermuth wird das Bittre nicht 
schlossen. versüßt. 
19. O tragt noch heut', ihr alters⸗ 26. Laß weltverlassen sterben mich 
starren Glieder! allein 
Mich dort hinunter, wo die Nester liegen; Und nur auf deine Gnade noch vertrauen; 
Ich lege bald zur letten Rast euch nieder. Von deinem Himmel wird auf mein Gebein 
20. Verwehrt ihr, meinem Willen 27. Das Sternbild deines Kreuzes 
euch zu schmiegen, niederschauen! 
252. A. v. Chamisso: Der Szekler Landtag. 
1. Ich will mich für das Factum 4. Gehört des Volkes laut erhob'ne 
nicht verbürgen; Klage, 
Ich trag' es vor, wie ich's geschrieben sand: Gefiel es, einen Landtag auszuschreiben, 
Schlagt die Geschichte nach von Sieben- Um Rath zu halten über diese Plage. 
bürgen. 5. Die Landesboten ließen sich nicht 
2. Als einst der Sichel reif der Weizen treiben, 
stand Sie kamen gern, entschlossen, gut zu tagen 
ön der Gespannschaft Szell, da kam Und Satzungen und Bräuchen treu zu 
ein Regen, bleiben. 
Wovor des Landmanns schönste Hoffnung 6. Da wurde denn nach bräuchlichen 
schwand. Gelagen 
3. Es wollte nicht der böse West sich legen, Der Tag eröffnet, und mit Ernst und 
bs regnete der Regen alle Tage, Kraft 
Und auf dem Feld verdarb der Gottes- Der Fall vom Landesmarschall vorge⸗ 
segen. tragen:
	        
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