Full text: Deutsches Lesebuch für höhere Lehranstalten

Poesie. — Balladen und Romanzen. 479 
1. Das Wild dudt sich ins Aehrenfeld Doch baß hett ihn der linke Mann 
Und hofft da sichern Aufenthalt. Zu schadenfrohem Frevelmuth. 
Sieh da! ein armer Landmann stellt Der Graf verschmäht des rechten Warnen 
Sich dar in kläglicher Gestalt. Und läßt vom linken sich umgarnen. 
Erbarmen, lieber hHerr! Erbarmen! 19. „Verweg'ner Hund! der du mir 
Verschont den sauern Schweiß des wehrst! 
Armen!“ Ha, daß du deiner besten Kuh 
12. Der rechte Ritter sprengt heran Selbst um- und angewachsen wärst, 
Und warn den Grafen fanft und gut. Und jede Vettel noch dazu! 
doch baß hetzt ihn der linke Mann So sollt' es baß mein Herz ergötzen, 
J schadenfrohem Frevelmuth. Euch stracks ins Himmelreich zu hetzen. 
er Graf verschmäht des rechten Warnen 20. Halloh, Gesellen! drauf und dran! 
Und laͤßt vom unten sich umgarnen. Jo! Doho! hussasa!“ — 
13. „Hinweg, du Hund!“ schnaubt Und jeder Hund fiel wüthend an, 
fürchterlich Was er zunächst vor sich ersah. 
Der Graf den armen Pflüger an; Bluttriefend sank der Hirt zur Erde, 
Eonst hetz' ich selbst, beim Teufel! dich. Bluttriefend Stück für Stück die Herde. 
dalloh, Gesellen! drauf und dran! 21. Dem Mordgewühl entrafft sich kaum 
Jum Zeichen, daß ich wahr geschworen, Das Wild mit immer schwächerm Lauf. 
Nnallt hu die Peuschen um die Ohren !!— Mit Blut besprengt, bededtt mit Schaum, 
14. Gesagt, gethan der Wildgraf Nimmt jetzt des Waldes Nacht es auf. 
schwang Tief birgt sichss in des Waldes Mitte 
Sich über'n Hagen rasch voran, In eines Klausners Gotteshütte 
Und hinterher bei Knall und Klang 22. Risch ohne Rast mit Peitschenknall 
der Troß mit Hund und Roß und Mann; Mit Horridoh und Hussasah 
Und Hund und Roß und Mann zer- Und Kliff und Klaff und Hörnerschall 
stampfte Verfolgt's der wilde Schwarm auch da. 
Die Halmen, daß der Acker dampfte. Entgegen tritt mit sanfster Bitte 
15. Vom nahen Lärm empor gescheucht, Der fromme Klausner vor die Hütte. 
Jeld ein und aus, Berg ab und an 23. „Laß ab, laß ab von dieser Spur! 
Wesprengt, verfolgt, doch unerreicht, Entweihe Gottes Freistatt nicht! 
Lreilt daß Wilb des Augers Plan; Zum Himmel ächzt die Creatur 
Und mischt sich, da verschont zu werden, Und heischt von Gott dein Strafgericht. 
Schlau mitten zwischen zahme Herden. Zum letztenmale laß dich warnen! 
16. Doch hin und her durch Flur Sonst wird Verderben dich umgarnen 
und Wald, 24. Der rechte sprengt besorgt heran 
Und her und hin durch Wald und Flur, Und warnt den Grafen sanft und gut; 
Herfolgen und erwittern bald Doch baß hetzt ihn der linke Mann 
Ne raschen Hunde seine Spur. Zu schadenfrohem Frevelmuth. 
Der Hirt, voll Angst für seine Herde, Ünd wehe! Trotz des rechten Warnen 
Wirft vor dam Grafen sich zur Erden Läßt er vom linken sich umgarnen. 
17. „Erbarmen, Herr! Erbarmen! 25. „Verderben hin! Verderben her! 
Laßt Das, ruft er, macht mir wenig Graus, 
Mein armes, stilles Vieh in Ruh'! Und wenn's im dritten Himmel wär', 
dente lieber Herr! hier grast So acht' ich's keine Fledermaus. 
mancher armen Witwe Kuh. Mag's Goit und dich, du Narr! ver— 
Vr Eus und Alles spart der Armen! drießen, 
brbarmen, lieber Herri Erbarmen!“ — So will ich meine Lust doch büßen.“ 
18. Der rechte Ritter sprengt heran 26. Er schwingt die Peitsche, stößt ins 
nd warnt den Grafen sanft und gut. Horn:
	        
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