Poesie. — Balladen und Romanzen. 7
14. Weh dir, verruchter Mörder, du Noch eine hohe Säule zeugt von ver—
ün Fluch des Sängerthums! schwundner Pracht:
nsonst sei all dein Ringen nach Kränzen Auch diese, schon geborsten, kann stürzen
d blut'gen Ruhms! über Nacht.
ein Name sei vergessen, in ew'ge Nacht 16. Und rings statt duftger Gärten
— getaucht, ein ödes Heideland:
ei, wie ein letztes Röcheln, in leere Kein Baum verstreuet Schatten, kein Quell
Luft verhaucht!“ durchdringt den Sand:
15. Der Alte hat's gerufen, der im- Des Königs Namen meldet kein Lied,
R mel hat's gehört: kein Heldenbuch:
ie Mauern liegen nieder, die Hallen Versunken und vergessen! Das ist des
sind zerstört; Sängers Fluch.
301. L. Uhland: Das Glück von Edenhall.
u Von Edenhall der junge Lord Dann wie des Waldstroms laut Geroll,
schmettern Festdrommetenschall, Zuletzt erdröhnt, wie Donnerhall,
hebt sich an des Tisches Bord Das herrliche Glück von Edenhall.
ud ruft in truntner Gaͤste Schwall: 7. „Zum Horte nimmt ein kühn Ge—
Nun her mit dem Glüce von Cdenhall!“ schlecht
2. Der Schenk vernimmt ungern den Sich den zerbrechlichen Krystall;
de Spruch, Es dauert länger schon, als recht,
* Hauses ältester Vasall, Stoßt an! mit diesem kräft'gen Prall
n Pgernd aus dem seidnen Tuch Versuch' ich das Glück von Edenhall.“
As hohe Trinkglas von Krystall, 8. Und als das Trinkglas gellend
Sie nennen's: das Glück von Eden⸗ springt,
hall. Springt das Gewölb mit jähem Knall,
3. Darauf der Lord: „Dem Glas Und aus dem Riß die Flamme dringt;
8 zum Preis Die Gäste sind zerstoben all
en rothen ein aus Portugal!“ Mit dem brechenden Glück von Edenhall.
Händezittern gießt der Greis, 9. Einstürmt der Feind, mit Brand
un purpurn Licht wird überall, und Mord,
strahlt aus dem Glück von Edenhall. Der in der Nacht erstieg den Wall,
4. Da spricht der Lord und schwingts Vom Schwerte fällt der junge Lord,
dabei: Hält in der Hand noch den Krystall,
s Glas von leuchtendem Krystall Das zersprungene Glück von Edenhall.
meinem Ahn am Quell die Fei, 10. Am Morgen irrt der Schenk
ein schrieb sie: Kommt dies Glas zu allein,
F Fall, Der Greis, in der zerstörten Hall,
ahr wohl dann, o Glück von Edenhall! Er sucht des Herrn verbrannt Gebein,
d. Ein Kelchglas ward zum Loos mit Er sucht im grausen Trümmerfall
d Fug Die Scherben des Glücks von Edenhall.
n freud'gen Stamm von Edenhall! 11. „Die Steinwand — spricht er —
d schlürfen gern in vollem Zug, springt zu Stück,
d läuten gern mit lautem Schall; Die hohe Säule muß zu Fall,
toßt an min dem Glüde von Edenhall!“ Glas ist der Erde Stolz und Glück,
b6. Erst klingt es milde, tief und voll, In Splitter fällt der Erdenball
leich dem Gesang der Nachtigall, Einst gleich dem Glücke von Edenhall.“
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